Bombenangriff auf Essen am 05.03.1943

Persönliche Erinnerungen an den Bombenangriff auf Essen, in der Nacht zum 05.03.1943

Essen, den 10.03.1943

Was lange erwartet wurde, haben wir am vergangenen Freitag erlebt: Die Engländer haben die Stadt nach neuen Methoden und mit unvorstellbaren Mitteln angegriffen. Man sagt amtlich, das 150 – 175 viermotorige Bomber angegriffen hätten. Eine Anzahl hat die am Rande der Stadt liegende Abwehr angegriffen, während ein Geschwader nach dem anderen in Richtung Gelsenkirchen – Kray – Oberhausen flog und nacheinander Sprengbomben – Minen, Kanister und Brandbomben abwarfen. Die Essener Feuerwehr fiel sofort aus. Eine schwere Bombe traf die Wache. Alle Fahrzeuge, soweit anwesend, wurden ein Opfer nachfolgender Kanister und Brandbomben. Auch die gesamte Gasschutz-Geräte-Station brannte aus. Das ganze oben von der ebenfalls ausgebrannten Börse aus gesehen bietet ein Bild grauenhafter Verwüstung. Es haben sich hier in der engen Altstadt ähnliche Bilder abgewickelt wie in Lübeck, denn auch hier gab es enge Gassen und Straßen.

Ich bin sofort nach dem Alarm in die Stadt, weil ich Sorge um die Kaupenstraße hatte. Nachdem ich Vandenesch und Sobbe als Hilfsleute alarmiert hatte, bin ich in die Straße gegangen, ohne jedoch die Möglichkeit zu finden hinein zu kommen. Wie die vielen Menschen da heil herausgekommen sind, bleibt ein Rätsel. Die meisten kosten erst morgens mit Hellwerden aus ihren Kellern unter brennenden Häusern herausgezogen werden. Unter dem Keramik-Haus, dessen gute Keller wie belüftet haben, waren wohl 500 Menschen bis 7 Uhr morgens eingesperrt. Das ganze Haus ist völlig ausgebrannt. Unser Fräulein Beckershoff war bis 7 Uhr früh dort eingesperrt und hat uns manche Einzelheiten von dem nächtlichen Erlebnis erzählt. Die Marktkirche wurde gleich zu Anfang getroffen und in Brand gesetzt. Nach einiger Zeit fiel der Turm um, aber nicht nach der Seite des Keramik-Hauses, sondern nach der anderen Seite. Das Getöse sei schlimmer gewesen als das einer explodierenden Mine.

Der ganze Angriff hat nicht länger gedauert als etwa 45 Minuten. Seine Wirkung war ungeheuer. Wir kennen Lübeck, Köln, Duisburg, Düsseldorf, und nun sehen wir, dass Essen das traurige Los gezogen getroffen hat, in Bezug auf Zerstörung an erster Stelle zu stehen. 
Bis jetzt weiß man, dass folgende Daten Anspruch auf Richtigkeit erheben können:
98 Minen, 250 schwere Bomben, 126 Kanister, 15000 Phosphorbomben, 100000 Stabbrandbomben.
Es entstanden 681 Großbrände, 728 mittlere Brände, 1500 Kleinbrände, 1378 völlig zerstörte Häuser, 985 schwer zerstörte Häuse, 1100 mittel zerstörte Häuser, 17900 leicht zerstörte Häuser, – bis jetzt wurden 83000 Obdachlose erfasst.
An Toten sind amtlich gemeldet 304, doch wissen wir, dass noch weit über 100 unter den Trümmern liegen und dass diese Zahlen sehr dehnbar sein können.

Unser Büro hier hat nur kleine Schäden zu überstehen. Völlig Obdachlos wurden diesmal 3, schwer beschädigte Wohnungen haben wir ebenfalls 3, die leichtern zählen nicht mit. Von früheren Angriffen her haben wir zwei Obdachlose und eine schwer beschädigte Wohnung. Bei unserer Belegschaft von 32 Personen schon eine zu große Anzahl und ich habe meine Last, all den Kummer mit lindern zu helfen. In meinem Hause habe ich zwei Familien aufgenommen, die nicht zur Belegschaft gehören.
Es ist erstaunlich, was Menschen aushalten können. Viel schlimmer aber als die Katastrophen-Nacht war die vorletzte Nacht, in der uns die Engländer nicht weniger als 6 mal in den Keller jagten und hier in Essen wieder Bomben geworfen haben. Das ist ein teuflisches Verfahren.
Im Großen Ganzen ist die Haltung der Bevölkerung glänzend, sie schimpft und erträgt. Sie wird noch viel ertragen müssen. Wir freuen uns, dass wir leben, wenn auch schlecht. Frau und Kinder müssen bald heraus.

Bombenangriff auf Wismar am 24.09.1942

Die Werkluftschutz-Ortsstelle Lübeck-West erhält telefonisch von den Dornierwerken in in Wismar den folgenden, kurzen Bericht über die entstandenen Schäden, nach dem Bombenangriff in der Nacht zum 24.09.1942

„Besonders betroffen Wismar-Nord, Lübsche Straße bis zum Hafen. Hotel Wedekind hat Volltreffer, 14 Tote. Das Rathaus hat gebrannt.
Lager Wöhler, Güterbahnhof, Restaurant Hafenhalle, Tankstelle Lübsches Tor, Bürgermeister-Haupt-Straße haben mehr oder minder schwere Schäden, ebenso Café Börner. Lehrlingsheim Dornierwerke  durch zwei Phosphor-Kautschuk-Bomben getroffen.“