Die letzten vier Wochen vor dem Kriegsende in Kiel
Montag, 02.04.1945
15.22 Uhr:
Kleinalarm, Anflug feindlicher Bomberverbände, Spitze 100km nördlich von Borkum, Kurs Ost. Eine Gruppe feindlicher Begleitjäger kurvt vor der Elbmündung.
15.36 Uhr:
Fliegeralarm, Spitzenverband, etwa 50 Flugzeuge, steht nordwestlich von Sylt. Weitere Verbände folgen. Feindliche Jäger zwischen Niebüll und Husum kurven im Tiefflug.
15.55 Uhr:
Die Masse der feindlichen Bomberverbände, etwa 400 Flugzeuge, jetzt bei Ringkjöbing, Kurs Südost.
16.18 Uhr:
Zwei weitere Bomberverbände westlich von Esbjerg, Kurs Ost. Ein Verband feindlicher Begleitjäger kurvt bei Sylt, ein Einzeljäger kurvt bei Brunsbüttel.
16.20 Uhr:
Zwei weitere Bomberverbände zwischen Röm und Esbjerg, Kurs Nordost.
16.27 Uhr: Vorentwarnung
16.35 Uhr: Entwarnung, Luftgefahrt vorbei.
17.38 Uhr bis 17.48 Uhr:
Kleinalarm wegen eines Kleinverbandes feindlicher Tiefflieger, die im Raum Kiel Erdziele beschießen.
22.06 Uhr bis 00.17 Uhr:
Kleinalarm wegen Kurvens feindlicher Nachtjäger im erweiterten Raum Kiels.
Dienstag, 03.04.1945
16.00 Uhr:
Kleinalarm. Anflug feindlicher Verbände über der Nordsee.
16.20 Uhr:
Fliegeralarm, Spitze der Bomberverbände bei Helgoland, Kurs Ost.
16.40 Uhr:
Eine feindliche Jagdgruppe kurvt um Kiel. In wenigen Minuten Abstand folgen weitere viermotoriger Bomber.
16.42 Uhr:
Die ersten Bomben fallen auf Kiel. Abwurf von Luftminen, Spreng- und Brandbomben. Die Rathauswache zählt 42 Bombenabwürfe, die besonders auf dem Werftgelände des Ostufers und dem Stadtteil Neumühlen-Dietrichsdorf niedergehen. Der schwere Kreuzer „Admiral Hipper“ erhält zwei, der Kreuzer „Emden“ einen Treffer. Auf dem Westufer durchschlägt eine Bombe den Moltke-Stollen und tötet mehrere Menschen, hauptsächlich durch Kohlendioxid. 20 Personen kommen im Lessingbunker ums Leben.
17.57 Uhr: Vorentwarnung
18.17 Uhr: Luftgefahrt vorbei.
Mittwoch, 04.04.1945
08.34 Uhr:
Fliegeralarm. Ab 10.20 Uhr laufend Bombenabwurf auf das Werftgelände und die Stadtteile Gaarden und Ellerbek. Der Angriff erfolgte zur Zeit eines Gewitters. 26 Tote.
11.30 Uhr: Luftgefahr vorbei.
Freitag, 06.04.1945
13.47 Uhr – 13.58 Uhr und
14.15 Uhr bis 14.47 Uhr:
Fliegeralarm, aufgrund mehrerer feindlicher Jagdverbände, die im niedrigen Flug bis in den Kieler Raum herankurven.
Sonnabend, 07.04.1945
12.28 Uhr: Kleinalarm
12.59 Uhr: Fliegeralarm
13.40 Uhr: Laufend Bombenabwurf auf Neumünster und Itzehoe.
14.10 Uhr: Luftgefahr vorbei
17.35 Uhr bis 18.01 Uhr:
Fliegeralarm, Kleinverband feindlicher Jäger, die Erdziele (fahrende Züge, Kraftwagen, pflügende Bauern, Einzelpersonen) mit Bomben und Bordwaffen (Maschinengewehre, 2cm-Kanonen) angreifen.
Montag, 09.04.1945
15.57 Uhr bis 16.38 Uhr und
18.20 Uhr bis 1945 Uhr: Fliegeralarm. Feindliche Jäger kurven im Raum Kiel.
21.33 Uhr:
Fliegeralarm. Angriff von etwa 300-400 Bomber auf Kiel. Kurz vor dem Angriff setzen so genannte „Pfadfinder“ Leuchtzeichen über Kiel und markieren, wie seit längerem üblich, den Abwurfraum, nicht bloß durch in der Luft stehende, sondern auch auf dem Erdboden brennende farbige Leuchtbomben.
22.26 Uhr bis 22.48 Uhr:
Abwurf von Spreng- und Brandbomben auf das Ostufer und die dortigen Werften. 3 Tote und mehrere Verletzte im Bunker des Straßenbahndepots, wo eine Ecke durch eine Sprengbombe eingedrückt wurde. Viele Schiffe brennen. Am Wall eine weibliche Leiche. Das Fleisch eines in der Werftstraße durch Bombensplitter gefallenen Pferdes wird von Passanten schnellsten ausgeschlachtet und verteilt.
Donnerstag, 12.04.1945
23.14 Uhr bis 23.37 Uhr:
Fliegeralarm. Kurvende Nachtjäger im Raum Kiel. Früh morgens Bombenangriff auf die Stadtteile Elmschenhagen, Ellerbek und Neumühlen-Dietrichsdorf, im letzteren wurde das Munitionsdepot schwer getroffen. Anhaltende Explosionen noch stundenlang nach dem Abflug der Verbände.
Mittwoch, 17.04.1945
12.45 Uhr bis 12.50 Uhr: Fliegeralarm. Tief kurvende Tagjäger im Raum Kiel.
Sonntag, 22.04.1945
18.11 Uhr bis 18.39 Uhr und
22.43 Uhr bis 23.32 Uhr: Fliegeralarm. Feindliche Jagdgruppen im Raum Kiel.
00.11 Uhr:
Fliegeralarm. Warnanlagen seit längerer Zeit zum größten Teil zerstört. Warnung erfolgt durch Abgabe einiger Flakgeschütze. Die Munition dazu muss durch Flugmeldekommandeur erst jedesmal vom Admiral beantragt werden, der nur ungern die paar Schüsse bewilligt, da das für einen eventuellen Erdkampf um die Seefestung Kiel vorgesehenen 70.000 Schuss schon längst nicht mehr vorhanden ist.
Dem Polizeipräsidenten stehen behelfsmäßig 4 Sirenenwagen mit Handbetrieb zur Verfügung, die wegen der in den Straßen anhäufender Schuttberge über einer sich dauernd verminderten Verkehrsradius verfügen. Dadurch verzögert sich jedesmal die Warnung.
Noch während die noch wenigen betriebsklaren Sirenen heulen, fallen von einem vorausgeeilten Einzelflugzeug im Raum des Blücherplatzes die ersten Bomben. Wenige Minuten später erfolgt ein massiver Angriff auf die Stadt, besonders auf den Stadtteil Elmschenhagen. Die Einwohner Kiels wagen es nicht mehr sich auszuziehen. Viele gehen schon abends in die Bunker, bleiben dort und verlassen sie kaum noch des Morgens.
00.40 Uhr: Entwarnung
00.51 Uhr: Luftgefahr vorbei
Montag, 23.04.1945
11.24 Uhr bis 11.46 Uhr und
18.52 Uhr bis 19.08 Uhr und
19.26 Uhr bis 19.44 Uhr und
23.08 Uhr bis 23.15 Uhr:
Mit Unterbrechung durch die Kleinalarme durch feindliche Jagdgruppen, erfolgten zwei Bombenangriffe auf Kiel. Beim ersten Angriff fallen Bomben in die Gerhard- und Wrangelstraße, am Schützenwall, der Hasseer-, Uhland- und Wörthstraße, Rendsburger Landstraße und Alte Weide. Beim zweiten Angriff in der Blücher- und Graf-Spee-Straße.
Dienstag, 24.04.1945
00.28 Uhr bis 00.36 Uhr und
14.26 Uhr bis 14.45 Uhr und
17.25 Uhr bis 17.50 Uhr und
19.02 Uhr bis 19.28 Uhr:
Kleinalarme wegen feindlicher Jagdgruppen im Kieler Raum
22.40 Uhr bis 22.45 Uhr:
Kleinalarm. Ein Einzelflugzeug wirft Bomben auf Kiel
22.45 Uhr:
Fliegeralarm. Einige weitere Feindflugzeuge werfen Sprengbomben auf die Stadt
Mittwoch, 25.04.1945
10.59 Uhr bis 12.21 Uhr und
12.33 Uhr bis 13.41 Uhr und
13.57 Uhr bis 14.34 Uhr und
17.25 Uhr bis 17.44 Uhr und
19.40 Uhr bis 20.15 Uhr:
Kleinalarme und zweimal Fliegeralarme. Während des ersten Fliegeralarms fallen Bomben in der Lornsen- und Eichhofstraße und am Eichkamp, während des zweiten Fliegeralarms im Sophienblatt und in der Ringstraße sowie auf dem Hauptbahnhof.
Donnerstag, 26.04.1945
00.06 Uhr bis 00.15 Uhr und
06.54 Uhr bis 09.12 Uhr und
09.30 Uhr bis 11.22 Uhr und
11.44 Uhr bis 14.04 Uhr und
18.30 Uhr bis 18.44 Uhr und
19.22 Uhr bis 20.33 Uhr:
Kleinalarme und Fliegeralarm. Mehrere Sprengbomben werden auf den Stadtteil Wik geworfen.
Sonnabend, 28.04.1945
13.47 Uhr bis 14.18 Uhr: Kleinalarm wegen feindlicher Jäger.
Sonntag, 29.04.1945
07.49 Uhr bis 08.32 Uhr und
12.59 Uhr bis 13.38 Uhr und
14.59 Uhr bis 15.11 Uhr und
20.03 Uhr bis 20.57 Uhr:
Kleinalarme wegen feindlicher Jagdgruppen im unmittelbaren Bereich von Kiel
Dienstag, 01.05.1945
10.19 Uhr bis 10.46 Uhr und
11.53 Uhr bis 12.47 Uhr und
12.58 Uhr bis 13.36 Uhr und
14.24 Uhr bis 15.42 Uhr und
15.58 Uhr bis 16.44 Uhr und
17.16 Uhr bis 18.27 Uhr und
20.45 Uhr bis 21.10 Uhr:
Kleinalarme wegen feindlicher Jagdflieger im näheren Bereich von Kiel
04.45 Uhr bis 12.00 Uhr:
Festungsalarm zur Übung. Erprobung des Alarmplanes unter Annahme feindlicher Angriffe zu Lande und aus der Luft.
Mittwoch, 02.05.1945
11.30 Uhr bis 13.08 Uhr und
13.10 Uhr bis 15.40 Uhr und
16.39 Uhr bis 18.46 Uhr und
19.14 Uhr bis 21.36 Uhr und
22.05 Uhr bis 22.14 Uhr:
Kleinalarme. Kleinere feindliche Jagdverbände bei Tage. Nachts nur Einzel-Nachtjäger im Kieler Bereich.
Donnerstag, 03.05.1945
01.10 Uhr bis 04.36 Uhr und
05.54 Uhr bis 19.57 Uhr und
20.34 Uhr bis 21.11 Uhr:
Kleinalarme. In der Nacht zum 03.05. eine große Zahl englischer Bomber werfen Bomben auf das ganze Stadtgebiet.
Gegen morgen flutet ein sehr langer Strom deutscher Militärfahrzeuge mit Großadmiral Dönitz und seiner Regierung durch Kiel nach Flensburg. Ab 08.00 Uhr verschießen alle Flakstände und Schiffe die letzten Reste an Munition und sprengen die Waffen. Die Speicher und Vorratslager werden von der Zivilbevölkerung geplündert. Kiel wurde zur offenen Stadt erklärt.
Freitag, 04.05.1945
00.48 Uhr bis 01.05 Uhr:
Und nochmals am Tage Kleinalarme. Am Nachmittag wirft ein kleiner Verband feindlicher Flugzeuge Sprengbomben auf den Holtenauer Flugplatz und den Kanalausgang während des letzten 633. Alarmes.
Seit gestern durchziehen deutsche Militärpatrouillen die Stadt. Gegen 16.00 Uhr kommt eine englische Militärabordnung auf das Rathaus.