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» Schadenbericht der Dornier-Werke in Lübeck, nach dem Luftangriff auf Lübeck, am 25.08.1944
Luftangriffe auf Kiel
Während die persönlichen Berichte dieser Zeitzeugen das Leid, die verheerende und zerstörerische Wirkung der abgeworfenen Bomben auf die Stadt Kiel wiederspiegeln, wirken die Angaben der US-Air-Force eher sachlich und statistisch. Im folgenden werden nur auszugsweise die amerikanischen Angaben (1) aufgeführt, gefolgt von denen des Herrn Boelck (2) und denen der Frau Baumann (3).
Herzlichen Dank an Zahnarzt Dr. Hannes Voss in Kronshagen, für die Bereitstellung dieser Aufnahme!
Das Bild wurde von seiner Mutter kurz nach dem Bombenangriff am 05.01.1944 (Blick vom Ostufer in Kiel-Gaarden) gemalt.
(1) Eine große Anzahl an Flugzeugen stieg in die Luft, als Teil einer kombinierten Offensive gegen die Wehrmacht. 154 B-17, 21 B-24 und 12 B-26 wurden auf vier Ziele abgesandt. Hauptziel war die U-Bootwerft und der Marinestandort in Kiel. 126 B-17 und 17 B-24 trafen ihre Ziele zwischen 12.00 Uhr und 12.03 Uhr. Abgeschossen wurden hierbei 3 B-17 und 5 B-24. 27 B-17 und 10 B-24 wurden beschädigt. 3 Besatzungsmitglieder wurden getötet, 17 verwundet und 81 werden vermisst.
(2) „Bei herrlichem Sommerwetter und strahlend blauen Himmel waren ca. 75 feindliche Flugzeuge gemeldet, wovon 30 Kiel anflogen. Sie warfen innerhalb von 10 Minuten ca. 380 Spreng- und 5 bis 6.000 Brandbomben ab, die eine fürchterliche Wirkung hatten. Als wir aus den Luftschutzräumen herauskamen, hatte sich der Himmel verdunkelt, die Sonne war durch den Qualm nicht mehr zu sehen. In Gaarden brannten ganze Straßenzüge, und das Feuer hatte einen Sturm entfacht. Das war der bisher größte Angriff auf Kiel.Die Germaniawerft wird für einige Zeit nicht voll arbeiten können. Viele Häuser wurden zerstört oder beschädigt. Eine große Anzahl Haushaltungen ist ohne Licht, Wasser und Gas. Eine Massenbespeisung muss durchgeführt werden. Die Straßenbahn Linie 8 nach Wellingdorf kann für längere Zeit nicht fahren. Ungefähr 2.700 Wohnungen sind durch Total – bzw. Großschäden vernichtet worden. 2805 Personen müssen evakuiert werden. 354 Todesopfer sind zu beklagen. Das Licht in unserem Luftschutzkeller war ausgegangen und die Notbeleuchtung wurde eingeschaltet. Ein besonders schwerer Brocken, eine 42 Zentner schwere Sprengbombe, krepierte auf freiem Feld zwischen Preetzer Chaussee und Segeberger Straße. Der Durchmesser des Bombentrichters beträgt ca. 23m bei einer Tiefe von 8 -10m. Ein Flugzeug wurde in nordwestlicher Richtung abgeschossen. Mehrere Flieger sprangen mit dem Fallschirm ab.“
Bericht des Zeitzeugen Jochen Große aus Heikendorf zum Luftangriff auf Kiel am 14.05.1943:
„Gegen Mittag des 14. Mai, einem wolkenlosen Frühlingstag, wurden die ABC-Schützen der Volksschule in Kiel-Gaarden nach dem Voralarm in den Keller der Schule geführt. Dieser hatte der keinerlei technischen Schutz gegen Bomben. Ich stand direkt am Kellerfenster auf Höhe des Schornsteins. Durch den Kellerrost sah ich helle Blitze. Die Schüler schrien nach jedem Blitz bzw. nach jeder Erschütterung. Irgendwann verließen wir den Keller und wurden ohne Begleitung nach Hause geschickt. Ich entdeckte ein Auto auf dem Dach der Schule. Es stand auf seinen vier Rädern. Das fanden wir auch in den nächsten Tagen noch toll. Nach meiner Erinnerung stand diese Autowrack noch 1947/48 auf der Rasenfläche Kaiserstraße 63a.
Mit meiner Mutter hatte ich vorher den Nachhauseweg eingeübt. Ich ging auf dem Weg zur Bothwellstraße 4 über den Vinetaplatz in die Wikingerstraße, kam aber an der Kreuzung zur Johannesstraße nicht weiter, weil gerade ein riesiger Dachstuhl brennend aus dem Haus Wikingerstraße 5 (oder der Baulücke daneben) auf die Straße krachte. Wie ich nun weiterkam, ist mir nicht mehr erinnerlich, jedenfalls kam mir meine Mutter an der Ecke Kaiserstraße / Pickertstraße entgegen. Ich fühlte mich jetzt geborgen und war der schrecklichen Verantwortung für den richtigen Nachhauseweg enthoben.
Wir wohnten in der 3. Etage der Bothwellstraße Nr. 4 (Neubauten ca. 1937/38, schon mit WC in der Wohnung und Betondecken, Eigentümer: Schlachter Bierwitz aus der Augustenstraße). Vom Balkon konnte ich beobachten, wie der Altbau des heutigen Hauses Ostring Nr. 172 brannte. Dieses Haus und die weiteren 5-7 nördlich hatten alle Holzdecken und Holztreppenhäuser. In den nächsten 3 Stunden gerieten alle Häuser nacheinander über die brennenden Dachstühle bis zu dem heute noch stehenden Haus Ostring Nr.188 in Brand. Unvergesslich ist für mich, dass die Bewohner jeweils kurz vor Erreichen des Feuers begannen, ihre Bettwäsche und sonstige leichte Gegenstände aus den oberen Etagen in den Hof zu werfen. Wir haben natürlich auch schon gebangt, ob das Feuer auch zu uns auf die gegenüberliegende Seite kommen würde. Die Feuerwehr erschien erst am späteren Nachmittag, also nach 3 bis 4 Stunden. Sie konnte nur noch das Haus Ostring Nr. 188 retten. Es steht heute noch.
Später als Kind hatte ich Alpträume, weniger wegen der Bomben, sondern wegen des möglicherweise umfallenden Schornsteins, obwohl ich heute weiß, dass Schornsteine nie in voller Länge umfallen und auch selten von Bomben direkt getroffen werden.
Meine Mutter und meine zwei- und 12-jährigen Schwestern wurden anschließend nach Franken evakuiert. Mein Großvater Paul Beutler, ehemals Schirrmachermeister auf der Germaniawerft, bewachte unsere Wohnung. Er kam am 16.9.1944 im Luftschutzkeller dieses Hauses nach einem Bombenvolltreffer ums Leben. 1946/47 konnte ich noch unsere Tapeten an der Wand nördlich zum Nachbarhaus erkennen.
Nachtangriffe durch englische Bomberverbände müssen auch schon vor dem 14.05.1943 stattgefunden haben. Meine Mutter weckte uns dann und lief mit den 3 Kindern entweder in den Pickert-Hochbunker (auf dem Hinterhof Ecke Kaiserstraße/Pickertstraße, in den 60ger Jahren abgerissen) oder in den Hochbunker vor der Schule Große Ziegelstraße.
Erinnerlich ist mir besonders, dass einmal die Türen des Pickertbunker wegen Überfüllung geschlossen waren. Wir liefen dann über den Ostring zum Bunker Große Ziegelstraße. Ich hörte schon irgendwo Bomben fallen. Ein anderes Mal war der Bunker Pickertstraße so überfüllt, dass einige Menschen wegen Sauerstoffmangel umfielen. Bei Schwankungen des Bunkers fand ein infernalisches Geschrei statt, das mir heute noch in den Ohren klingt. Hier standen Stockbetten dreifach übereinander, in jedem der Betten lagen 7-8 Kinder.
Das Haus uns gegenüber Bothwellstraße 7 oder 9 erhielt wohl schon vor 1942 oder früher einen Volltreffer. Es wurde wieder aufgebaut. Kaum war es fertig, fiel wieder eine Bombe hinein und es war weg. In das Haus Pickertstraße 14 / Jachmannstraße 4 fiel auch am 14.5.1943 eine Bombe. Diese explodierte jedoch nicht. Nach dem Blindgänger wurde lange gegraben, aber nichts gefunden. Selbst in der Nachkriegszeit bis in die 50 Jahre wurde mehrmals gegraben. Wiederum ergebnislos.“
Jochen Große machte 2002 mit Freunden eine Golfreise nach Wales. „In einem PUB in Albergavenny wurden wir von einem älteren Gentleman angesprochen, der uns wohl als Deutsche erkannte. Aus welcher Stadt wir wohl kämen, fragte er. Kiel war die Antwort. Oh, Kiel sei ihm aus mehreren Besuchen bekannt. Wo er denn gewohnt habe, fragten wir. “Ich habe da nicht wohnt, ich habe Bomben auf die Ubootswerften geworfen, aber nicht freiwillig, die Engländer haben mich dazu gezwungen”. „Wir schieden nach mehreren Pint als Freunde.“
(1) 123 B-17 waren zum Bombenangriff der Kieler U-Boot-Werft gestartet. 103 Maschinen bombardierten das Ziel zwischen 13.29 Uhr und 13.33 Uhr. 6 B-17 wurden abgeschossen, 28 weitere beschädigt.
(2) „Alle Sperrballons sind hoch, es ist vernebelt. Sehr viel Theaterpublikum musste im Schutzraum untergebracht werden. Mehrere feindliche Flugzeuge über Kiel.“
(3 ) „Mittwoch. Mittag wieder mal Großangriff. Ununterbrochen rauschte und rummelte es über uns hinweg, blauer Himmel, heller Sonnenschein. Wieder geschlossener Verband in großer Höhe. Bald sehen wir in Richtung Rönne bis Elmschenhagen dicken Rauch aufsteigen, diesmal haben sie die Umgebung von Kiel schwer getroffen. 79 Sprengbomben. 6 Bauern abgebrannt, 13 Tote, Meimersdorf 80 Bomben. Auf Elmschenhagen rund 50, Neuland 8. Schulensee soll schwer getroffen sein. Klausdorf wurde mit Brandbomben besät. Es brannte ab Pfeff, Meierei Schnack, Ernst Voß (Bauer), die alte Schule, Bauer Otto Schnack, Stellmacher Bartsch. In Elmschenhagen brannte es am Barackenlager, die alte Post wurde von einer Sprengbombe getroffen und anderes mehr. 28 Flugzeuge sollen hier gewesen sein. 5 Flieger sind abgeschossen, davon 1 bei Schlüsbek, da er sich wehrte, wurde er mitsamt einem herbei nahenden französischen Gefangenen sofort erschossen von einem Schlüsbeker.„
(1) 76 B-17 flogen nach Kiel, mit dem Ziel Germania-U-Bootwerft, 60 Maschinen trafen das Ziel, 22 Maschinen verloren, 24 beschädigt. 3 Besatzungsmitglieder getötet, 20 verwundet und 213 vermisst. Größter Angriff von (deutschen) Jägern bis heute, gegen die 8. Air Force gezählt.
(2) „Auf dem Wege war heftiges Flakfeuer zu beobachten. Es sollen ca. 80 Flugzeuge eingeflogen sein, wovon 48 Kiel angriffen. Eine größere Anzahl Sprengbomben wurde abgeworfen, die hauptsächlich im Stadtteil Neumühlen-Dietrichsdorf Häuser zerstörten oder beschädigten und ca. 400 Personen obdachlos machten. 28 Tote sind zu beklagen. In Raisdorf haben die feindlichen Flieger den dort haltenden Lübecker Zug angegriffen. Das kostete auch einige Tote und ca. 50 Verletzte. Dieser Fliegerangriff am Pfingstsonntagmorgen brachte viel Kummer und Sorgen in manche Familie“.
(3) „Am 1. Pfingsttag morgens halb zehn ging es wieder los. Damit hatte niemand gerechnet. Raisdorf bekam den ersten Segen. 2 Bomben, eine Wasserwerk, eine bei Langmaak, Haus und Stall zerstört. Franz Betschka war gerade auf Urlaub hier, wurde am linken Bein schwer verletzt, war auf dem Weg nach Hause. 3 Bomben bei Ladehofs Teich. 3 in Wilhelms Garten, vollständig verwüstet. 1 Bombe neben der Bahn aufs Gleis, wie gerade der Zug hielt. Ein wahres Blutbild wurde unter den Fahrgästen angerichtet. Man sagt 7 Tote und über 50 Verletzte. Dann links und rechts vom Fernsichtweg auf den Koppeln große Trichter, auf dem Fernsicht, und Grundstück 4 Bomben, eine halb vom Haus, der Platz ist schwer mitgenommen. Und dann das Schwentinetal von einem bis zum anderen mit Trichtern übersät. Dort sollen 90 Bomben gefallen sein mit denen von Raisdorf sind es bestimmt 100. Die Werke haben sie treffen wollen, ging diesmal noch daneben. Das schöne Schwentinetal ist ganz verschandelt. Dann Dietrichsdorf, Wellingdorf, Laboe beworfen. 36 Tote standen in der Zeitung„.
(1) 59 B-17 gegen die Kieler Schiffswerft. Abbruch wegen zu starker Bewölkung.
(2) „Die Ballone waren hoch, und es war vernebelt. Hedwig und ich gingen in Düsternbrook spazieren. Beim ertönen der Sirenen suchten wir den Schutzraum des Luftgaukommandos am Hindenburgufer auf. Es waren ca. 30 Flugzeuge über Kiel. Zeitweise hatten wir lebhaftes Flakfeuer. Eine größere Anzahl Spreng- und Brandbomben wurde abgeworfen. Mehrere Häuser wurden zerstört bzw. beschädigt, z.B. Klinik Dr. Kaerger, Lorenzendamm, Küterstraße, Markt, Ahlmannstraße, Blocksberg, Deutsche Werke, Peter-Hansen-Straße, Franziusallee, Schönberger Straße, Prinzenstraße und Klausdorfer Weg. 2 Flugzeuge und 2 Sperrballone wurden abgeschossen. 9 Tote sind zu beklagen“.
(1) 167 B-17 und 1 YB-40 mit dem Ziel der Kieler Schiffswerften. 91 trafen die Schiffswerft um 09.01 Uhr und 48 Maschinen trafen weitere Ziele. 6 B-17 abgeschossen und 64 beschädigt. 2 Besatzungsmitglieder getötet, 8 verwundet und 61 vermisst.
(2) „Kurz nach Beginn des Alarms und später lebhaftes Schießen unserer Flak. Ungefähr 80 feindliche Flugzeuge griffen Kiel an und warfen eine größere Anzahl Spreng- und Brandbomben, u.a. auf die Kriegsmarinewerft, Deutsche Werke, Ellerbek und Neumühlen-Dietrichsdorf. Letzteres wurde besonders schwer getroffen. Dieser Angriff kostete wieder einige Tote“.
(1) 367 B-17 und 93 B-24 flogen nach Kiel. Starker Frost und schlechte Sicht unterbrachen die Formation. Einige Maschinen trafen Kiel zwischen 12.45 Uhr – 13.17 Uhr. 4 B-17 und 1 B-24 verloren.
Montag, 13. 12 1943
(Frau Gesche Richter – Zeitzeugin)
„Mein Elternhaus in einem Kieler Vorort ist bei vorhergehenden Angriffen mal mehr, mal weniger beschädigt worden. Die Schulen sind zum Teil zerstört, zum Teil werden sie als Lazarett gebraucht. Ich muss eine Schule im Zentrum besuchen, wo mehrere Klassen verschiedener Schulen zusammengefasst sind. Am 13. Dezember fuhr morgens noch teilweise eine Straßenbahn. Im Lehrerzimmer wurde der Drahtfunk abgehört. Mitten in den Unterricht platzt der Voralarm. Wir gehen klassenweise in einen etwa 300 Meter entfernten großen Hochbunker direkt hinter dem Rathaus. Es fallen viele Bomben, der Bunker scheint zu tanzen, die Einschläge dröhnen dumpf. Alle, Erwachsene und Kinder, hocken ängstlich auf den Bänken. Dann gibt es Entwarnung. Als wir aus dem Bunker kommen, brennt es überall. Wir laufen zunächst in unserer Schule, aber auch da brennt es. Wir werden aufgefordert, ein Taschentuch vor Mund und Nase zu halten und sollen versuchen, aus dem Nebengebäude der Schule, das noch nicht brennt, wo aber Türen und Fenster herausgerissen und drinnen auch Mauern teilweise eingestürzt sind, unsere Schultaschen aus den Trümmern zu holen. Ich finde meine auch, aber dann blieben wir uns selbst überlassen und mussten versuchen, nach Hause zu kommen. Ein Stück nahm mich der Vater einer Klassenkameradin mit, aber dann musste ich allein, an brennenden oder eingestürzten Häusern vorbei, durch Qualm und über Trümmer meinen Weg suchen. Überall versuchten die Leute, noch etwas aus ihren Häusern zu retten, aber es lagen da auch Verletzte, die verbunden wurden, und tote Menschen. Diesen Weg durch die brennende Altstadt, durch Qualm, der in die Augen biss und das Atmen schwer machte, über Staub, Schutt und Trümmer, vorbei an Menschen, die zu retten versuchten, was noch zu retten war, ist für mich ein schlimmes Erlebnis gewesen.“ (Quelle: http://www.jf-archiv.de)
(1) 371 B-17 und 115 B-24 mit dem Ziel des Kieler Hafenbereiches. 7 B-17 und 34 B-24 trafen weitere Ziele. 11 B-17 und 6 B-24 verloren, 113 B-17 und 19 B-24 beschädigt. 22 Tote Besatzungsmitglieder, 53 wurden verwundet und 170 vermisst. 70 P-38- und 42 P-51 eskortierten die Bomberstaffel. 1 P-38 und 1 P-51 abgeschossen, 1 P-38 beschädigt. 1 Verwundeter und 2 vermisste Besatzungsmitglieder.
(2) „Es war vernebelt. Eine größere Anzahl feindlicher Flugzeuge griff Kiel an. Diesmal fielen die Spreng- und Brandbomben hauptsächlich auf den nördlichen Teil der Stadt. So sind z.B. in der Preußer-, Lornsen-, Adolf-, Holtenauer-, Waitz- und Gerhardstraße sowie in der Beseler Allee, Breiter Weg und Langersegen, mehrere Häuser zerstört bzw. schwer beschädigt. Ebenfalls hat das Oberfinanzpräsidium 2 Volltreffer bekommen, wobei mehrere Menschen ums Leben gekommen sind. Auch das Bekleidungsamt und das Gerichtsgebäude, Langersegen, sind ziemlich mitgenommen. Das Schloss, der Westbahnhof und die Nordostseehalle wurden schwer beschädigt bzw. zerstört. Unsere Stadthauptkasse wurde durch einen Phosphorkanister beschädigt. In der Schule Philosophengang sind ungefähr 45 Tote durch Volltreffer zu beklagen“.
(3) „Am 4. zogen sie über uns, mindestens 5-6 Wellen hinweg, unheimlich war das. Über 2 Stunden dauerte der Angriff“.
(1) 119 B-17 und 96 B-24 trafen die Schiffswerft und das Industriegebiet von Kiel, weitere 10 Maschinen bombardierten andere Ziele. 5 B-17 und 5 B-24 abgeschossen, 64 B-17 und 16 B-24 beschädigt. 36 tote Besatzungsmitglieder, 5 Verwundete und 100 Vermisste. Diese Mission wurde eskortiert von 70 P-38 und 41 P-51. 7 P-38 abgeschossen, 7 Besatzungsmitglieder vermisst.
(3) „Am 5. wieder um die Mittagszeit, zogen sie seitwärts an uns vorbei in sehr großer Höhe, es brummte natürlich wieder gewaltig. Die in Kiel angerichteten Schäden waren noch größer als die am Vortage„.
(1) Von 588 B-17 trafen 49 den Kieler Hafenbereich, 1 Maschine traf ein weiteres Ziel.
(2) „Mehrere Hundert feindliche Flugzeuge waren in die Provinz eingeflogen, wovon ca. 50 Bomber Kiel angriffen. Sie warfen ca. 300 Spreng- und eine Anzahl Brandbomben ab. U.a. wurden zerstört bzw. beschädigt: das Ernährungsamt, Fleethörn 25, das Rathaus an der Ecke Fleethörn/Rathausstraße, der Schwertträgerbrunnen auf dem Adolf-Hitler-Platz, die Reichsbank, die Stadtbücherei und das Oberlandesgericht am Lorenzendamm, die Universität, das Antoniusheim in der Muhliusstraße, Häuser in der Rathausstraße, Dammstraße, Ziegelteich, Schülperbaum 14, Knooper Weg, Brunswiker Straße, das Stadtkaffee in der Karlsstraße, das Wehrbezirkskommando in der Holstenstraße und die Germaniawerft. Beim Rathaus handelt es sich um 3 Korridoreinstürze, wobei Herr Danker von der Stadtplanung vor Zimmer 3 ums Leben kam. Frau Stephan und Tochter, die sich gerade im Rathaus befanden, suchten Schutz im Turmzimmer 163. Der Angriff forderte ungefähr 25 Todesopfer. Nach der Vorentwarnung noch einmal Alarm mit starkem Flakbeschuss„.
(3) „25 Bomber flogen Kiel an, haben allerhand angerichtet. Talotmuseum, Kinderklinik, Dr. Reher-Klinik, Universität, Kaiserkaffee und gegenüber die Ecke. Muhliusstraße, Germaniawerft, Maschinenhalle, Verwaltungsgebäude usw. Die Opfer sind erfreulicher Weise diesmal gering, doch es langt für diesmal, wird gesagt„.
(1) 342 B-17 mit dem Ziel des Kieler Hafengebietes. 289 trafen das primäre Ziel, 5 Maschinen trafen weitere Ziele. 5 B-17 abgeschossen, 210 Maschinen beschädigt. 4 Besatzungsmitglieder getötet, 3 verwundet und 78 vermisst
(2) „Eine größere Anzahl feindlicher Seeminenflugzeuge ist eingeflogen und vermint die Ostsee. Zeitweise lebhaftes Flakfeuer. Mehrere nordamerikanische Bomberverbände griffen Kiel an. 20 Minuten nach Auslösung des Alarms fielen die ersten Spreng- und Brandbomben. Starker Beschuss besonders durch die schwere Flak. Es wurden u.a. zerstört oder beschädigt: das Rathaus durch Brandbomben im Dachgeschoss, beim Tiefbauamt, das Stadttheater, die Sparkasse und die Kinderklinik am Lorentzendamm, das Arbeitsamt, die Lehrmeierei, das Intendanturgebäude in Düsternbrook, wo ca. 15 sowie das Bekleidungsamt Langer Segen, wo ca. 33 Menschen ums Leben kamen, ferner Häuser in der Rathausstraße, Knooper Weg, Kehden-, Holsten-, Küterstraße, Lorentzendamm, Schloßgarten, Brunswiker Straße, Markt, Dänische Straße., Schuhmacherstraße, Flämische Straße., die persianischen Häuser und die Nikolaikirche, Dahlmannstraße, Koldingstraße, Karl-, Preußer- und die Christianistraße. Außerdem haben die Stadtteile Ellerbek und Wellingdorf sowie die Deutschen Werke und die Howaldtswerke sehr gelitten. Durch den starken Wind griff das Feuer sehr schnell um sich. Es mussten viele Feuerwehren von außerhalb hinzugezogen werden. Bei der Straßenbahn müssen mehrere Linien für längere Zeit den Betrieb einstellen. Gas, Wasser und Licht gibt es in vielen Haushaltungen für mehrere Tage nicht. Im ganzen wurden ungefähr 600 Spreng- und mehrere tausend Brandbomben auf das Kieler Stadtgebiet abgeworfen. Dies wird wohl bisher der größte und schwerste Angriff auf unsere Gauhauptstadt gewesen sein„.
(3) „Mittags der schwerste Angriff den Kiel je erlebt hat, ein erheblicher Schaden wurde angerichtet von der Ringstraße bis zum alten Markt und von Eros bis zur Schlossbrauerei überall Feuer. Unter anderem die schöne Sparkasse am kleinen Kiel, Jacobsen am Markt, Hof-, Alte Rats- und Schwanenapotheke, verschiedene Klinikgebäude, mehrere Kirchen, Kaiser-Wilhelm-Stift am Knooper Weg u.v.a. In der Brunswikerstraße kam Wilhelmine Lepthien ums Leben im Keller„.
(1) 229 von 262 B-24 bombardierten das Hafengebiet von Kiel. 1 Maschine traf ein weiteres Ziel. 3 B-24 verloren, 106 beschädigt. 8 Besatzungsmitglieder verwundet und 22 vermisst. Eskortiert wurden die Maschinen von 168 P-51, wovon 1 Maschine abgeschossen und der Pilot vermisst wird.
(2) „Ungefähr 300 – 400 feindliche Flugzeuge haben den Kieler Raum angeflogen und ihre Bombenlast trotz der guten Vernebelung über der Stadt abgeladen. Neben einer größeren Anzahl Spreng- und Brandbomben wurden auch Flugblätter abgeworfen. Nach der Entwarnung war der Himmel schwarz von Qualm und Rauch. 49 Todesopfer forderte dieser Angriff; zahlreiche Gebäude wurden zerstört bzw. beschädigt, u.a. in der Annenstraße, Jungmann-, Holtenauer-, Adolf-, Tirpitz-, Esmarch-, Moltkestraße, Sophienblatt, Königsweg, Papenkamp, Wilhelmplatz, Knooper Weg, Straße. der SA, Jess-, Ring-, Boninstraße, Schützenwall, Gellertstraße, Winterbeker Weg, Kirchhofallee, Paul-Flemming-Straße, Bellmannstraße, Eichhofkaserne, Hasselmannstraße, Düvelsbeker Weg, Lehmberg, Teichstraße, Niemannsweg, Reventlouallee, Gerhardstrasse, Waitzstraße, Ellerbek, Neumühlen-Dietrichsdorf, das Institut für Weltwirtschaft und Seeverkehr, Howaldtswerke, Deutsche Werke, die Holzhandlung Ahrens, Bartels & Langness, Alte Weide. Die Straßenbahn und Omnibusse können in den nächsten Tagen den Verkehr nur beschränkt aufrechterhalten. Mehrere Wasserwagen aus Hamburg sind eingetroffen. Heute hat Herr Fahje, früher „Stadt Hamburg“, wieder DM 100,00 versprochen, also bis jetzt insgesamt DM 200, für eine Feier beim Friedensschluss für die ständige Rathauswache„.
(1) 107 B-24 trafen das Kieler Hafengebiet, 55 Maschinen griffen die Öl-Raffinerie in Hemmingstedt an. Eskorte flogen 48 P-38 und 84 P-51, ohne Verluste.
(2) „Nachdem der Nachtalarm ruhig vorüberging, weil der Angriff auf Berlin ging, besuchten die feindlichen Flieger heute morgen Kiel. Es war vernebelt. Ca. 120 Bomber griffen die Stadt an und bekamen zeitweise heftiges Flakfeuer. Ungefähr 20 Minuten nach dem Alarm fielen die ersten Bomben, und zwar wurden ca. 700 Spreng- und 200 Brandbomben abgeworfen. Der Schützenpark ist wie umgepflügt, rd. 50 Trichter wurden gezählt. Häuser wurden zerstört bzw. beschädigt, u.a. Bahnhofshotel Sophienblatt, Germaniawerft, Deutsche Werke, Schulstraße, Johannes-, Elisabeth-, Hügelstraße, Anlegebrücke der Fähre auf der Gaardener Seite, Arsenal, Ellerbek, Howaldtswerke, Bohn & Kähler, Kirchhofallee, Gerichtsgebäude, Schützenwall, Ring-, Bonin-, Dänische Straße, die Apotheke in der Fleethörn, Knooper Weg, Prinz-Heinrich-Straße, Prinz-Heinrich-Brücke, Flugplatz Holtenau, Walther & Co., Projensdorfer Straße, Hindenburgschule, Stadtfeldkamp, Stadtkloster, Harmsstraße, Luther-, Lüdemann-, Gellert-, Zastrowstraße und Hasseldieksdammer Weg. Straßenbahnen und Omnibusse müssen wieder einmal den Verkehr z.T. einstellen„.
(3) „Wieder ein Großangriff. auf Kiel. Morgens gegen 8 Uhr gab es schon Alarm, bis halb 12 dauerte es, es gab mal Vorentwarnung und dann noch 2x Vollalarm. Wir haben hier gar nicht so viel davon gemerkt. Hier ging ein paarmal ein Verband rüber, es wurde heftig geschossen und weiter haben wir nichts wahrgenommen. Es sind nur Sprengbomben geworfen worden, zum Teil 4-5 zusammengekoppelt, hörte ich heute v. Dr. Rüske, dagegen ist kein Keller mehr sicher. Gegend Schützenpark soll Loch an Loch sein. Bombenteppich ebenfalls auf Deutsche Werke. In 33 Straßen sind Schäden verursacht. Auch Menschenverluste. Auch im Ostseeraum Angriffe am Tage und in der Nacht (Westdeutschland und Berlin)„.
(1) 89 B-24 trafen Kiel, 39 trafen das Husumer Flugfeld, weitere B-24 bombardierten erneut die Öl-Raffinerie in Hemmingstedt.
(2) „Zwei Stunden nach Auslösung des Alarms wird Anflug auf Kiel gemeldet, und nur 2 Minuten später fallen die ersten Bomben. Besonders getroffen werden die Kasernen in der Wik, die Gasanstalt, Walther & Co. und das Schleusengelände. Außer Sprengbomben werden Strahlstabbrandbomben mit Zeitzünder abgeworfen. Bei dem zweiten Alarm handelt es sich um Rückflüge aus dem Raum Pommern und Mecklenburg„.
(1) 58 B-24 bombardierten den Marine-Stützpunkt in Kiel
(2) „Ungefähr 150 Flugzeuge unternahmen einen Angriff auf die Schleusen, Marineanlagen und den Flugplatz. Mehrere hundert Sprengbomben und einige zehntausend Brandbomben wurden abgeworfen und trafen den Stadtteil Wik, die Kasernen, die Gasanstalt, Zerssen & Co., die Prinz-Heinrich-Brücke sowie die Fa. Walther & Co. Während des 2. Alarms fielen einige Sprengbomben in Holtenau“.
(3) „Sonntagvormittag gegen 10 nach 1 Uhr Vollalarm. (…) Wir haben von Bomben nichts gehört. Doch die Wik soll schwer was abbekommen haben, wieder das Gaswerk getroffen. Kiel ist noch vom großen Angriff vor 3 Wochen ohne Gas, teilweise ohne Licht u. Wasser„.
(1) 43 von 52 B-24 griffen die Walther-Werke in Kiel an. 3 weitere Maschinen trafen das Fluggelände in Hemmingstedt, 2 Maschinen trafen weitere Ziele. 2 B-24 verloren, 33 beschädigt. 27 Besatzungsmitglieder vermisst. Eskortiert wurden die Maschinen von 17 P-51, ohne Verluste.
(2) „Es war vernebelt. Um 11.30 Uhr flog ein feindlicher Verband Kiel an und warf Spreng- und Brandbomben ab. Beschädigungen sind entstanden bei Walther & Co. und in der Funkschule am Tannenberg„.
(1) Spät am Tage griffen 637 B-17 die U-Boot-Basis und Schiffswerft in Kiel an.
(2) „Wir haben regnerisches Wetter. Auf dem Wege zu dem Bunker schon Flakfeuer. Bombenabwurf am Bahnhof Hassee, Gärtnerstraße, Hasseer Straße, Saarbrückenstraße, Alte Lübecker Chaussee, Baracken auf der Moorteichwiese, Braustraße, (…) Wohnschiff S. Louis, Deutsche Werke. Außerdem sind die Feinmechanischen Werkstätten in Neumühlen-Dietrichsdorf stark beschädigt. Wieder sind einige Tote zu beklagen“.
(3) „Nachmittags, 3-5 schon wieder schwerer Terrorangriff auf Kiel. Hassee, Winterbek, Schulensee, Hamburger Chaussee, Wik, Ellerbek, Dietrichsdorf wurden besonders schwer getroffen. Gut Schrevenborn brannte vollständig ab„.
(1) 1256 B-17 und 814 P-51 griffen die U-Boot-Werft und Schiffswerften in Kiel und Bremen sowie die Raffinerie in Hamburg an. 1 B-17 und 4 P-51 verloren. 344 B-24 griffen die Krupp-Germania-, und U-Boot-Werft in Kiel an. 2 B-24 beschädigt. 232 P-47 und P- 51 eskortierten den Angriff. 1 P-51 verloren.
(2) „Am Sonntagmittag nach längerer Pause wieder einmal ein Angriff. Mehrere Wellen feindlicher Flugzeuge warfen eine Anzahl Spreng- und besonders Brandbomben ab. Getroffen wurde hauptsächlich Kiel-Süd, die Innenstadt und das Ostufer. Häuser wurden zerstört oder beschädigt. Einige Bomben fielen auch wieder auf das Rathaus. Die Vereinsbäckerei brannte, und vor dem Perlebunker brannten mehrere Kinderwagen“.
(1) 752 B-17 und 569 P-51 griffen die U-Boot-Werft in Kiel an. 2 Bomber und 4 Jäger verloren. 693 B-17 griffen die deutsche U-Boot-Werft, 24 Bomber die Howaldt-UBbootwerft an. 98 P-51 überflogen den Kieler Bereich, 1 Maschine beschädigt.
(2) „Heute hatten wir bei schönem Wetter einen schweren Angriff zu bestehen. Zuerst kamen einige feindliche Flugzeuge und umkreisten die Stadt, dann folgten mehrere Wellen feindlicher Bomber und warfen unablässig Luftminen, Spreng -und Brandbomben. Vom Rathausturm aus wurden 42 Bombenteppiche gezählt. Nach der Entwarnung bot sich uns ein furchtbares Bild. Die Schäden aufzuzählen ist unmöglich. Besonders die Werften und der Stadtteil Neumühlen-Dietrichsdorf wurden schwer getroffen. Auf den Deutschen Werken wurden 70, auf der Germaniawerft 50 Sprengbomben gezählt. Mehrere Kriegsschiffe und sonstige Fahrzeuge wurden schwer getroffen, u.a. erhielt der schwere Kreuzer „Admiral Hipper“ 2, und die „Emden“ 1 Treffer. Gas, Wasser und Licht gibt es nicht. Eine Sprengbombe verschüttete den Eingang des „Moltke-Stollens“. In dem Stollen waren mehrere Öfen geheizt. Durch den Luftdruck und den verschütteten Eingang fanden ca. 230 Menschen den Tod durch Kohlenoxydgase. 20 Personen kamen im „Lessing-Bunker“ ums Leben, der einen Volltreffer erhielt“.
(1) 505 B-17 trafen die Deutsche Schiffswerft, 2 weitere Maschinen griffen den Flugplatz in Eggebek an. 3 B-17 verloren und 50 beschädigt. 27 Besatzungsmitglieder werden vermisst
(2) „Gestern Nachmittag hatten wir erst den schweren Angriff zu ertragen und heute morgen 08.34 Uhr schon wieder Großalarm und ein furchtbarer Angriff. Mehrere Wellen feindlicher Flugzeuge brachten Tod und Verderben durch Abwurf von Luftminen, Spreng -und Brandbomben. Wir hatten Gewitter. Donner, Blitze und Bombenabwürfe wetteiferten miteinander, ein schauriges Schauspiel. Vom Rathaus wurden 34 Bombenteppiche gezählt. Alle 3 Werften sowie die Stadtteile Gaarden und Ellerbek wurden schwer heimgesucht. Kiel wird immer mehr eine Stadt der Trümmer. Der Angriff hat 26 Menschenleben gefordert. Auf dem Kasernenhof in Gaarden ist ein Brotwagen der Vereinsbäckerei mit dem Pferd durch eine Sprengbombe vollkommen vom Erdboden verschwunden„.
Luftangriffe auf Lübeck
» Sachschäden der Berlin-Lübecker Maschinenfabriken
» Sachschäden der Firma Hannemann & Co.
» Durch Schäden verursachte Produktionsstörungen der BLM-Werke
» Zustand der Fa. Hannemann & Co.
» Hilfeleistung außenstehender Dienststellen
Schadensbericht des Kraftwerkes Lübeck, nach dem Luftangriff auf die Hansestadt am 16.07.1942
Am späten Abend des 16.07.1942 wurde in Lübeck um 22.00 Uhr Fliegeralarm ausgelöst, vierundzwanzig Minuten später überflog eine Feindmaschine das Kraftwerk Lübeck-Herrenwyk in ostwestlicher Richtung und warf mehrere Sprengbomben ab. Eine der abgeworfenen Sprengbomben traf als Volltreffer einen in der Kesselanlage mit Gichtgas geheizten Kessel von 600qm Heizfläche und brachte diesen zur Explosion. Durch die starke Explosion des Kessels entstanden weitere Schäden, die wie folgt beschrieben werden;
1. Völlige Zerstörung des getroffenen Kessels
2. Zerstörung der rechts und links stehenden Nachbarkessel (Instandsetzung unmöglich)
3. Beschädigung weiterer drei Kessel
4. Beschädigung der Hauptdampf- und Speisewasserleitungen (Schäden umfangreich)
5. Beschädigung des eisernen Kohlenbunkers von ca. 150 t. Fassungsvermögen
6. Völlige Zerstörung einer Eigenverbrauchs-Travo-Station, bestehend aus drei Transformatoren von insgesamt 1200 kVa mit den dazugehörigen zweisystemigen Schaltanlagen
7. Völlige Zerstörung der Holzbedachung des Kesselhauses und des Bürogebäudes
8. Völlige Zerstörung einen Teiles (ca. 30%) der Fachwerk- und Dacheisenkonstruktion des Kesselhauses
9. Teilweise Beschädigung der Gichtgasleitung
10. Totalzerstörung der umfangreichen Fensterverglasung aller Gebäude
11. Totalzerstörung der Oberlichtverglasung des Kessel- und Maschinenhauses
12. Teilweise Zerstörung der Ziegelbedachung des Schalthauses des Wohlfahrtsgebäudes
13. Totalzerstörung eines Wellblech- und Fachwerkschuppens (Eislager) und Teilzerstörung des Daches der Werkstatt
14. Beschädigung einiger 30 kV-Freileitungen (Drahtbrüche)
Ein Teil der Stromversorgung der Stadt Lübeck konnte bereits einige Stunden nach dem Luftangriff durch Fremdstrombezug über die Transformatorenstation Geninerstraße wieder aufgenommen werden. Nachdem die zerstörten Freileitungen instandgesetzt waren, konnte 15 Stunden nach dem Angriff das gesamte Versorgungsgebiet mit Fremdstrombezug (mit einer Einschränkung von ca. 25%) beliefert werden.
Durch den explodieren Kessel wurde der Heizer Ernst Sch., der zur Notbelegschaft gehörte, bei der Ausübung seines Dienstes tödlich verletzt. Verletzungen der übrigen Belegschaft, die als Notbelegschaft und Brandwachen tätig waren, sind außer unbedeutenden Verletzungen, wie Hautabschürfungen und Prellungen, nicht aufgetreten.
Die Lübecker Flender-Werke melden den mehrfachen Überflug feindlicher Flugzeuge, um 22.45 Uhr den Abwurf von vier Sprengbomben aus einem zweimotorigen Bomber, der das Werk in ca. 800m Höhe von Nordost nach Südwest überflog. Die erste der vier abgeworfenen Bomben fiel ca. 25m vom Ausrüstkai in die Trave, die übrigen drei folgten im Reihenwurf mit Abstand von ca. 25m auf freies Gelände.
Schadensbericht der „Berlin-Lübecker Maschinenfabriken“, nach dem Luftangriff am 25.08.1944
Der Werkluftschutzleiter der „Berlin-Lübecker Maschinenfabriken“ meldete am 04.09.1944 einen Angriffsschlußbericht über den Luftangriff auf Lübeck am 25.08.1944
Die unter anderem in diesem Bericht aufgeführten Namen von Personen, die während des geschilderten Bombardement ums Leben gekommen sind, werden zum Zwecke von Nachforschungen möglicher Familienangehöriger so widergegeben, wie sie im Bericht aufgezeichnet sind. Die Nachnamen derer Personen, die Verletzt oder Verwundet wurden, sind abgekürzt. Besondere Aufmerksamkeit gilt hier auf die bei dem Angriff getöteten Ausländer, die zur damaligen Zeit als Fremdarbeiter oder Kriegsgefangene in den Berlin-Lübecker Maschinenfabriken als Arbeitskräfte eingesetzt waren.
Die Firmen „Berlin-Lübecker Maschinenfabriken“ und „Hannemann & Co.“ hatten zur damaligen Zeit ihren Sitz in der Curt-Helm-Straße 29-35 in Lübeck. Sie produzierten unter anderem Waffen und Wehrmachtgeräte. Die folgende Tabelle zeigt einen Blick in die „Gefolgschaftsstärke“ beider Betriebe (Stand vom 25.08.1944).
Gefolgschaftsstärke (BLM-Werke): 3809
Deutsche Männer: 1931
Deutsche Frauen: 539
Ausländer (weiblich): 467
Ausländer (männlich): 752
Kriegsgefangene: 120
Gefolgschaftsstärke (Hannemann & Co.): 320
Deutsche Männer: 101
Deutsche Frauen: 12
Ausländer (weiblich): 201
Ausländer (männlich): 6
Kriegsgefangene: –
Am 25.08.1944 war Dipl. Ing. Otto St. in den „Berlin-Lübecker Maschinenfabriken“ den Werkluftschutzleiter und wurde ab 12.40 Uhr von dem Betriebsleiter Robert K. in seiner Funktion unterstützt.
Als Hilfskräfte und Erkunder wurden 7 Fernmelder, 7 Melder, 2 Werkbeobachter und 18 Werkfachkräfte, zur Brandbekämpfung 2 Löschgruppen mit je 1 TS 8 (18 Mann), 1 schwere Löschgruppe mit 1 LF15 (9 Mann) und 3 Schnelllöschtrupps (27 Mann), eingesetzt. Zum ersten Aufräumen von Bombenschäden und zur Verhütung von Einstürzungen wurden 4 Wiederherstellergruppen (36 Mann) eingesetzt. Der Werkrettungsstelle wurden 1 Assistentin, 2 Sanitäter, 1 Werkssanitätsgruppe (27 Mann), 4 Helfer und Helferinnen, ab 14 Uhr weiterhin 1 Arzt und ab 14.45 Uhr ein zweiter Arzt zugeteilt. Die Firma Hannemann & Co. stellte 1 Abschnittsleiter, 1 Melder und 1 Werkluftschutztrupp mit 9 Mann.
Der Bombenangriff erfolgte laut Bericht von 12.14 Uhr bis 12.17 Uhr. Während dieses Angriffes wurden 40 Stabbrandbomben, 1 Flüssigkeitsbrandbombe (mit Langzeitzünder) und 54 Sprengbomben (2 mit Langzeitzündern) auf beide Werke abgeworfen. Zur Brandbekämpfung kamen 54 Personen, zur Beseitigung von Sprengbomben- und Minenbombenschäden 82 Personen der Werkluftschutzkräfte der BLM-Werke, bei Hannemann & Co. 16 Personen zur Brandbekämpfung und 9 Personen zur Beseitigung von Bombenschäden, zum Einsatz.
Die Einschlagstellen im Werk und der Nachbarschaft werden wie folgt widergegeben:
1. Innerhalb des Grundstückes der Berlin-Lübecker Maschinenfabriken
Gebäude I | 3 Sprengbomben |
Gebäude II | 1 Sprengbombe |
Verbrennungsofen | 1 Sprengbombe |
Straßenkreuzung Südwestecke | 1 Sprengbombe |
Abortanbau Betrieb I | 1 Sprengbombe |
Gleisanlagen | 4 Sprengbomben |
Straßenkreuzung Nordwestecke Gebäude I | 1 Sprengbombe |
An der Trave (außerhalb der Umzäunung) | 2 Sprengbomben |
Fahrradstand (außerhalb der Umzäunung) | 1 Flüssigkeitsbrandbombe (Blindgänger), 2 Sprengbomben |
Curt-Helm-Straße bei Turm II | 1 Sprengbombe |
2. Auf dem Grundstück der Firma Hannemann & Co.
Kalkgrube 1 Sprengbombe
Nordsüdhalle 3 Sprengbomben (1 Blindgänger)
Kranbahn 3 Sprengbomben
Hof 3 Sprengbomben
Westbaracke 2 Sprengbomben
Alte Halle 2 Sprengbomben
Curt-Helm-Straße (außerhalb der Umzäunung) 3 Sprengbomben
Schräbergärten (jenseits der Curt-Helm-Straße) 7 Sprengbomben
Ausländerlager und seiner näheren Umgebung 14 Sprengbomben, (1 Blindgänger),
40 Stabbrandbomben
Gefallene | 13 (9)* 2 Ausländer (0)* |
Schwerverletzte | 5 (3)* 1 Ausländer (0)* |
Leichtverletzte | 40 (33)* |
Hannemann & Co. | |
Gefallene | 18 (0)* 16 Ausländer (0)* |
Schwerverletzte | 18 (0)* 15 Ausländer (0)* |
Leichtverletzte | 6 (0)* 3 Ausländer |
Personenangaben | Im Werk eingesetzt als | Bemerkungen |
Wilhelm V., geb. 28.02.1891 in Fackenburg, Wohnhaft in Stockelsdorf | (Hilfsmeister) Feuerlöschtrupp | |
Josef W., geb. 21.12.1891 in Offenburg, Wohnhaft in Lübeck-Walddorf | (Fräser) | |
Wilhelm T., geb. 15.10.1905 in Schönberg, Wohnhaft in Lübeck | (Schäfter) Wiederherstellertrupp | Verstorben im Krankenhaus Lübeck (linkes Bein oberhalb des Knies abgerissen) |
Max Sch., geb. 26.01.1908 in Lübeck, Wohnhaft in Lübeck-Brandenbaum | (Wachmann) | |
Albin R., geb. 03.06.1885 in Ölsnitz/Sa., Wohnhaft in Niederbüssau | (Einrichter) | |
Franz L., geb. 26.03.1904 in Lübeck, Wohnhaft in Schönböcken | (Einrichter) Feuerlöschtrupp | Verstorben im Krankenhaus Lübeck (beide Füsse abgerissen) |
Richard K., geb. 24.05.1896 in Lübeck, Wohnhaft in Lübeck | (Einrichter) Feuerlöschtrupp | |
Arthur C., geb. 16.05.1909 in Vorwerk / Lübeck, Wohnhaft in Niederbüssau | (Elektriker) Wiederherstellertrupp | |
Carl B., geb. 29.10.1876 in Gantenbeck, Wohnhaft in Lübeck | (Hilfsarbeiter) | |
Walter B., geb. 29.06.1912 in Lohbrügge, Wohnhaft in Lübeck | (Laufrichter) Brandwache | |
Franz N., geb. 14.10.1912 in Sereetz, Wohnhaft in Lübeck | (Rundschleifer) Feuerlöschtrupp | Auf dem Transport ins Krankenhaus verstorben (1 Bein abgerissen, innere Verletzungen) |
Französin Févre Renee, geb. 03.10.1920 in Paris, Wohnhaft in Lübeck | (Metallwerkerin) | |
Polin Anna Kucner, geb. 08.05.1920 in Zdunska-Wola, Wohnhaft in Lübeck (Lager Curt-Helm-Straße) | (Metallwerkerin) |
Die Sachschäden der Berlin-Lübecker Maschinenfabriken werden im Bericht ebenfalls sehr detailliert aufgeführt:
Gebäude I:
Luftdruck- und Splitterschäden, Außenmauer zerstört, Maschinehalle stark beschädigt, Maschinen teilweise zerstört, teilweise, auch durch Ölbrand, schwer beschädigt, Montagehalle vollständig zerstört, Büroräume größtenteils schwer, im übrigen leicht beschädigt. Im Hauptlager wurde die Dachkonstruktion zerstört, Verräte teilweise durch Trümmer beschädigt, Elektromaterial durch Brand vernichtet.
Gebäude II:
Luftdruckschäden an Decken und Wänden, Dachkonstruktion und Decke zwischen 1. und 2. Obergeschoß in einer Fläche von 640 qm zerstört, Maschinen teilweise zerstört, teil, auch durch Ölbrand, schwer beschädigt.
Gebäude III: Luftdruckschaden
Ufergarage: Luftdruckschaden
Verbrennungsofen: Vollständig zerstört
Baracken: 1 Baracke auf 15 m vollständig zerstört (leichtes Schadenfeuer), 3 Wellblechbaracken vollständig zerstört
Abortanbau (Betrieb I): vollständig zerstört, Hochspannungskabel und Feuerlöschringleitung zerschlägen
Rangiergleise: 2 Rangiergleise auf insgesamt 50 m Länge zerstört
Werkzaun: Zerstört
Fahrradstand: 50% vollständig zerstört. 300 Fahrräder vernichtet, 2 hölzerne Wachhäuser vollständig zerstört
Die Sachschäden der Firma Hannemann & Co. werden im Bericht wie folgt beschrieben:
Kalkgrube: zerstört
Gebäude III: Luftdruckschäden
Nordsüdhalle: Luftdruckschäden, Dachkonstruktion zu 40% zerstört, erhebliche Schäden an Fertigteilen, Maschinen teilweise beschädigt
Kranbahn: Vernichtung von Teilvorräten (Stahlbleche)
Hof: Zaun zerstört, Vernichtung von Teilvorräten
Westbaracke: abgebrannt
Wohnbaracken: 4 Wohnbaracken (12,5 x 42 m) abgedeckt, 1 hölzernes Pförtnerhaus (4 x 6 m) zerstört, Luftdruckschäden an 6 weiteren Baracken
Die durch die Schäden verursachten Produktionsstörungen der BLM-Werke im Einzelnen:
Am 25.08.1944 konnte der Betrieb mit 20% wieder anlaufen, Produktionsstörung zu dieser Zeit 80%
Am 26.08.1944 morgens nur noch 60% Produktionsstörung
Am 27.08.1944 morgens ( 06.00 Uhr) nur noch 20% Produktionsstörung. Zeitdauer nicht abzusehen.
Der Zustand der Fa. Hannemann & Co. zum Angriff wird im Einzelnen beschrieben:
Schutzräume:
Der unter dem Gebäude I in der Mitte gelegene Schutzraum ist durch einen Volltreffer eingeschlagen worden. Die Decke war mit 20 cm starken Beton, eisenarmiert. Über dieser Decke befand sich in nur ca. 6 m Höhe das Dach aus 8 cm starken Bimsbetonplatten. Schutzräume dieser Art sind daher nicht mehr als ausreichend anzusehen. Die Schutzräume, die unter den Fabrikationsgebäuden mit 3 eisenarmierten Betondecken von insgesamt 2000 kg Tragkraft liegen, sind durch Treffen in diessen Gebäuden nicht berührt worden. Besonders bewährt haben sich die Splitterschutzzellen, Bauart „Scheibe“.
– In einer Entfernung von 8 m von dem Traveufer gelegenenen Zelle erfolgte ein Sprengbombeneinschlag, der lediglich den obersten Balken zerschlug, die Eisenbewehrung aber stehen ließ. Die Insassen dieser Zelle haben keine Verletzungen davon getragen.
– Die im Ostlager unmittelbar neben den durch Volltreffer (Einschlagsentfernung von der Zelle 4 m) gelegene Splitterschutzelle ist unberührt stehen geblieben und ohne weiteres weiter nutzbar. Die Insassen dieser Zelle waren nur kurze Zeit durch die Sprenggase in der Atmung behindert.
– Ein im Ostlager angelegter, aus eisenarmierten Beton hergestellter Splitterschutzgraben mit 2 m Sandaufwurf erhielt einen Volltreffer. Die Decke zeigt einen Querriß mit leichter Senkung (3 cm), die Wände zeigen nur geringfügige Risse. Nach Beurteilung durch den Bausachverständigen des örtlichen Luftschutzleiters, Baumeister T., kann der Deckungsgraben ohne Gefahr weiterbenutzt werden.
Wiederherstellung der Schlagkraft
Besondere Schwierigkeiten machte die Wiederherstellung der Schlagkraft des Werkluftschutzes;
– Die Beschaffung von Treibstoffersatz für Feuerlöschgeräte wurde aufgrund eines Merkblattes der Gauwirtschaftskammer bei dem Wirtschaftsamt zunächst vergeblich versucht, da es hierfür nicht zuständig ist. Es muß Sorge getragen werden, dass die Hinweise der verschiedenen Dienststellen gleichlautend und richtig sind.
– Die ordnungsgemäße Aufbewahrung und Bereitstellung des mit den Verletzten in den Krankenhäusern abgegebenen Sanitätsmaterials, wie Tragen, Schienen, Abschnürbinden usw., muß einwandfrei geregelt werden. Es ergibt sich sonst die Folge, dass diese wichtigen und für den nächsten Angriff unersätzlichen Hilfsmittel lange gesucht und unter Umständen aus den Mülleimern der Krankenhäuser wieder herausgezogen werden müssen.
– Der Wiederauffüllung der Wasservorräte ist sofort besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden, da sie sonst benutzten Leitungen zerstört sein können und Treibstoffreserven nicht immer zur Verfügung stehen.
Nachrichtenverbindungen
Wegen des Ausfalls der Nachrichtenverbindungen blieben die Luftlagemeldungen aus. Es wurden Horchposten aufgestellt, die mit Handsirenen ausgerüstet waren und am Tage bei Fliegeralarm, nachts dagegen wegen der fehlenden Verdunklung, schon bei öffentlicher Luftwarnung das Werk zu alarmieren hatten.
Aufräumungsarbeiten
Von entscheidender Bedeutung erwies sich die Maßnahme, das Werkgelände nach dem Angriff abzusperren, so dass niemand die Arbeitsstätte verlassen konnte. Nur aus diesem Grunde standen die für die sofort in Angriff zu nehmenden Aufräumungsarbeiten ausreichende Kräfte zur Verfügung und nur so war es möglich, die Produktion am gleichen Tage um 17.00 Uhr teilweise wieder anlaufen zu lassen. Die verständliche Aufregung der Gefolgschaftsmitglieder wurde durch die Inanspruchnahme mit körperlichen Arbeiten abgelenkt. Auch ergab sich hieraus ein bemerkenswerter Arbeitsschwung, der wesentlich zum raschen Erfolg beigetragen hat.
Gefolgschaft und Angehörige
Die alsbald einlaufende Mitteilung, dass Angriffsschäden in den Wohngebieten nicht vorlagen, enthob die im Werk verbliebenen Gefolgschaftsangehörigen jeder Sorge um ihre Familie. Ein Teil der Gefolgschaft mußte jedoch durch den vorgesehenen Werkschutzbereitschaftsdienst während der anschließenden Nacht hindurch bis zum folgenen Abend im Werk bleiben. Für die Zukunft muß sichergestellt werden, dass die Angehörigen dieser Werkluftschutzmänner noch am Angriffstage über das Schicksal ihrer Väter, Männer usw. Nachricht erhalten. Die Betriebszellenorganisation ist das hierzu geeignete Werkzeug.
Die Gefallenen sind mit Anhängekarte zu versehen, auf denen ihre Personalien verzeichnet werden, damit nach dem Abtransport ihre Identifizierung jederzeit ohne Schwierigkeiten möglich ist. Auch sind Aufzeichnungen über den Ort ihrer Auffindung anzulegen.
Hilfeleistung außenstehender Dienststellen
1.
Wegen des Ausfalls der Telefone würde die Anforderung von Hilfe geraume Zeit beansprucht haben. Es wäre wünschenswert, in Fällen, in denen nur ein begrenzter Bezirk angegriffen ist, Beauftragte der einzelnen Sparten der öffentlichen Luftschutzleitung so schnell wie möglich an die Schadensstellen zu entsenden, damit die durch die Benutzung von Meldern erforderlichen Zeitverluste so weit wie möglich ausgeschaltet werden, zumal Fahrräder für Melder unter Umständen nicht zur Verfügung stehen und die kürzesten Verbindungswege wegen Blindgängergefahr abgesperrt sein können.
2.
Knapp eine Stunde nach dem Bombeneinfall legte ohne Aufforderung unsererseits ein Fahrgastschiff der Stadtwerke an der Anlegebrücke des Werkes an, um die Verletzten abzutransportieren. Diese Maßnahme der Stadtwerke wurde besonders deshalb begrüßt, weil nunmehr die den Verletzten dringend notwendige Hilfe durch Behandlung im Krankenhaus schnellstens erteilt und die Verletzten selbst aus dem Werk abtransportiert werden konnten.
3.
Etwa um 15.15 Uhr traf eine Abteilung des Luftschutz-Sanitätsdienstes (2 Helferinnern) im Werk ein. Diese Hilf etrug zum Verbinden nur der Verletzten bei.
4.
Die zur ersten Behandlung der Schwerverletzten erforderlichen Ärzte trafen zu spät im Werk ein. Nachdem unsere Sanitätsstelle nach Besichtigung durch die örtliche Luftschutzleitung zur Werkrettungsstelle erklärt worden ist, erscheint es unbeding erforderlich, dass unmittelbar nach dem Bombenabwurf noch während des Alarms die örtliche Luftschutzleitung einen Arzt entsendet, der seine Tätigkeit sofort aufnehmen kann. Es wird dabei darauf hingewiesen, dass auch im vorliegenen Falle die Nachbarfirmen (Hannemann & Co., Lubeca-Werke) ihre Gefolgschaftsangehörigen zum Teil unserer Werkrettungsstelle zuweisen. Ohne ärztliche Leitung kann eine solche Belastung nicht bewältigt werden, ohne dass eine Reihe von Behandlungsbedürftigen in unmittelbare Lebensgefahr gerät.
Luftangriffe auf Hamburg
» Besichtigungsfahrt durch Hamburg (11.08.1943)
Schadensmeldung über die Luftangriffe auf Hamburg vom 24.07 – 08.08.1943
(Bisher unveröffentlichter Inhalt Originaldokumente)
Am 16.08.1943 erstellt der damalige „Höhere SS- und Polizeiführer, bei den Reichsstatthaltern und Oberpräsidenten in Hamburg, in Oldenburg und in Bremen, in Hannover und in Schleswig-Holstein im Wehrkreis X, Generalmajor Liessem, die folgende Schadensmeldung:
„Der Luftschutzort Hamburg wurde in der Nacht zum 25. Juli 1943 und am Nachmittag des gleichen Tages, ferner in den Nächten vom 27. zum 28. Juli 1943, vom 29. zum 30. Juli 1943, sowie vom 2. zum 3. August 1943 jeweils mehrere Stunden von insgesamt etwa 2500 bis 2700 Flugzeugen angegriffen.
Der erste Angriff erstreckte sich auf das ganze Stadtgebiet und den Hafen mit Schwerpunkt im Gebiet der Gruppe West. Hier bildeten sich in den Straßengebieten Altona-Mitte, Eimsbüttel-Ost und Hoheluft Schadenskerne heraus, in denen alle Gebäude und Anlagen restlos zerstört wurden. Im Gebiet der Gruppe Ost entstand ein Flächenbrand in geringer Ausdehnung. Durch tatkräftigen Einsatz aller Luftschutzkräfte gelang es, in den übrigen Gebieten die Brände in die Gewalt zu bekommen.
Der Tagesangriff am 25. Juli 1943 traf das Hafengebiet und geringe Teile der Stadtgebiete.
Bei dem dritten Angriff in der Nacht vom 29. zum 30. Juli 1943 wurde besonders das östliche Stadtgebiet erfasst Der Schwerpunkt lag in Rotenburgsort, Hammerbrook und in den Stadtteilen von Hamm. Diese Stadtteile sind die bevölkerungsreichsten von Hamburg. Sie sind von zahlreichen Kanälen durchzogen, sodass trotz Einsatz aller verfügbaren Kräfte nur Teile der Bevölkerung aus dem Flammenmeer gerettet werden konnten.
Beim vierten Angriff wurde vom Gegner der Norden des Stadtgebietes, der beim ersten und dritten Angriff verschont geblieben war, betroffen. Insbesondere wurden die Stadtteile in Barmbek restlos zerstört. Große Mengen von Spreng- und Brandbomben fielen bei diesem Angriff außerdem in die bereits zerstörten Wohngebiete.
Der fünfte Angriff in der Nacht vom 02. zum 3. August 1943 wurde vom Gegner bei tief hängender Wolkendecke und schwerem Gewitter durchgeführt. Er verteilte sich auf das ganze Stadtgebiet; zur Hauptsache wurde jedoch die Innenstadt in Mitleidenschaft gezogen.
Bei allen Angriffen wurde immer wieder beobachtet, dass der Gegner bestimmte Flächen durch Leuchtbomben markierte und in wechselnder Folge Minen-, Spreng- und Brandbomben in diese Gebiete warf. Diese planvolle Angriffstaktik trat besonders in Hammerbrook und in Hamm in Erscheinung. Die Gebäude wurden durch Spreng- und Minenbomben aufgerissen, stürzten auf die Straße und die folgenden Brandbomben entfachten nunmehr in den Trümmerstätten die Brände, sodass diese Schadensgebiete in etwa 20 Minuten einem Flammenmeer glichen. Beim dritten Angriff entwickelte sich ein sehr starker Feuersturm, bei dem teilweise große Bäume umgerissen wurden und ein Passieren der Straße unmöglich war. Bei allen Angriffen konnte die Bevölkerung infolge der zahlreichen Flächenbrände und des Feuersturmes nur unter Einsatz aller verfügbaren Kräfte aus ihren Wohngebieten geborgen werden.Die Sammelwasserleitung fiel bereits bei ersten Angriff aus; die Versorgung mit Licht und Gas ist heute noch unterbrochen.
ca. 600 Minenbomben
ca. 12.000 Sprengbomben
ca. 1.600.000 Stabbrandbomben
ca. 80.000 Phosphorbrandbomben
ca. 3.330 Flüssigkeitsbrandbomben (125kg und 250kg)
ca. 130 Phosphorkanister
ca. 510 Leuchtbomben
2. Personenschäden
Gefallene: 18.680
Verwundete: 17.498
Davon innerhalb der Ordnungspolizei:
75 Gefallene
294 Verwundete
344 Vermisste
a) Wohnungen:
Im Stadtgebiet – ohne Harburg – sind die Wohnungen zu 73% zerstört.
b) Industrie- und Rüstungsbetriebe:
Die Schäden sind gemessen an der Zerstörung im Wohnraum und in den gewerblichen Betrieben geringer zu bewerten.
Beim Ausfall der Zubringerbetriebe und dem Fehlen von Gas-, Wasser und Elektrizität ist die Rüstungswirtschaft zur Zeit nur im geringen Umfange arbeitsfähig.
c) Gewerbliche Betriebe:
Zerstörung bzw. Beschädigung bis zu 90%
d) Öffentliche Gebäude:
Öffentliche Gebäude, insbesondere sämtlicher Krankenhäuser sind stark in Mitleidenschaft gezogen.
e) Verkehrsanlagen:
Der Betrieb der Straßenbahnen kann in absehbarer Zeit nur auf einzelnen Teilstrecken in Gang gesetzt werden. Hoch- und Vorortsbahn haben den Betrieb in den Außenbezirken teilweise wieder aufgenommen.
f) Versorgungsanlagen:
aa) Elektrizitätswerke sind zu 75% betroffen.
bb) Wasserwerke sind zu 60% betroffen
cc) Gaswerke sind zu 90%, Gasbehälter zu 60-70% betroffen
g) Militärische Anlagen:
aa) Kasernenanlagen zu 8% zerstört bzw. beschädigt.
bb) militärische Dienststellen: 17 zu 100% zerstört bzw. beschädigt.
cc) militärische Dienstgebäude: 19 zu 35% zerstört bzw. beschädigt.
Räumungen: Etwa 900.000 Obdachlose (in dieser Zahl sind die zur Zeit noch Vermissten enthalten).
Brände: Bei allen Angriffen zahlreiche Einzelbrände die sich teilweise in kurzer Zeit zu Flächenbränden mit erheblichen Feuerstürmen (in einem Falle bis zu 30 qkm Ausdehnung) entwickelten.
Flugzeugabstürze: Bisher 60 gezählt.
Eingesetzte Kräfte: In der Nacht vom 24. zum 25. Juli 1943 und am 25. Juli 1943:
7 Luftschutz-Abteilungen (mot)
4 Feuerschutzpolizei-Kompanien
32 ortsfeste FuE-Bereitschaften bzw. Bereitschaften der Freiwilligen Feuerwehr
170 Löschgruppen der Freiwilligen Feuerwehr
4 Polizei-Kompanien
15.000 Mann Wehrmachthilfskommandos
1.150 Mann Technische Nothilfe
In der Nacht vom 26. zum 27. Juli 1943 und zum Teil an folgenden Tagen:
6 Instandsetzung-Bereitschaften
7 Luftschutz-Abteilungen (mot)
6 Feuerschutzpolizei-Kompanien
150 Löschgruppen der Freiwilligen Feuerwehr
12 Führer, 48 Unterführer vom Instandsetzungsdienst
30 Mann Sprengdienst
4 Polizei-Kompanien
10.000 Mann Wehrmachthilfskommandos
4 Sicherungskompanien der Waffen SS
750 Mann Reichsarbeitsdienst
1.150 Mann technische Nothilfe
450 KZ-Häftlinge
Zerstörte und beschädigte Fahrzeuge und Unterkünfte der Polizei einschließlich Luftschutzpolizei:
116 PKW
179 LKW
10 Zugmaschinen
9 Anhänger
99 Krad
8 K.Si.
53 Fahrräder
40 LF 25
20 LF 15
9 LF 8
4 DL
6 Schlauchkraftwagen
4 Löschboote
2 Karkassen SW
2 Wassertankwagen
Unterkünfte:
45 Polizeidienststellen bzw. Luftschutz-Befehlsstellen davon:
1 Luftschutzgruppe
4 Luftschutzabschnitte
40 Polizeireviere bzw. Posten
16 Rettungsstellen
etwa 100 Luftschutz-Polizei-Unterkünfte einschließlich ortsfeste Einrichtungen
Am 11.08.1943 fand eine Besichtigungsfahrt durch Hamburg, mit anschließender Besprechung, einiger Luftschutz-Leiter statt, deren Feststellungen hier wie folgt wiedergegeben werden:
Autobahn, Sievekings-Allee bis zur Hammerlandstr., Bergedorferstr. bis zum Berliner Tor | Totalschaden |
Lübecker Tor, Lohmühlenstr., Krankenhäuser bis zur Alster | verhältnismäßig gut |
An der Außenalster | vereinzelte Brandschäden etwa 50% |
Alsterdamm, Jungfernstieg, Adolf-Hitler-Platz vorbei zur Altstädterstr. | in dieser Gegend geringe Schäden |
Am Ende des Sprinkenhofs, Marktgegend | sehr starke Schäden |
Von dort über Hauptbahnhof und Lombardtsbrücke, Hauptbahnho | nur Brandschäden |
Über Lombardtsbrücke, Esplanade | verhältnismäßig geringer Schaden |
Dammtor und Ringstr. bis zum Millerntor, hintere Straßen | starke Schäden |
Reeperbahn, Große Freiheit | stärkere Brandschäden |
Große Bergstr. bis beinahe Altonaer Bahnhof | fast Totalverlust |
Vom Bahnhof Altona, Bahnhofstr. | alles Kaputt |
Palmaille, Sandberg, Große Elbstr. St. Pauli Landungsbrücken | Teilschaden |
Landungsbrücken über den Ring zum Dammtor zurück, von Dammtor Rotenbaumchaussee | vereinzelt Glasschaden, Villen ausgebrannt |
Klosterstern, Eppendorfer Baum | keine Schäden |
Benediktstr., Marie-Luise-Str. | fing es mit Brandschäden an |
Moorfurter Weg (Winterhude) | geringerer Schaden |
Schinkelstr., Gertigstr., Jarresstr. | Totalschaden |
Saarlandstr,, Elsastr. | Totalschaden |
Seitenstraßen zum Alten Schützenhof, Wachtstr. und Zwischenstraßen | Totalverlust |
Hamburger Straße (Barmbek) | Totalverlust |
Brahmfelder Str., alter Teichweg, Ahrensburgerstr., Holstenstr. bis zum Eilbeker Weg, Seumestr. und sämtliche Seitenstraßen | Totalverlust |
Holstenstr. Richtung Ahrensburg | gehen die Schäden bis zum Ende von Wandsbek |
Angriffe
Nachtangriff | 24. – 25.07.1943 | Samstag auf Sonntag |
Tagangriff | 25.07.1943 | Sonntag |
Nachtangriff | 27. – 28.07.1943 | Dienstag auf Mittwoch |
Tagangriff | 28.07.1943 | Mittwoch |
Nachtangriff | 29. – 30.07.1943 | Donnerstag auf Freitag |
Nachtangriff | 01. – 02.08.1943 | Sonntag auf Montag |
Nach Hamburger Angaben wird angenommen, dass der Angriff mit insgesamt 2.500 Flugzeugen geflogen wurde, ca. 800 pro Angriffsnacht, und zwar in Wellen von rund 20 pro Welle. Bombenteppich auf markierte Flächen. Für sämtliche Angriffe wird geschätzt 700 Minenbomben, 10.000 andere Sprengbomben, 800.000 Stabbrandbomben, 50.000 Phosphorbomben, 3.000 Flüssigkeitsbomben (500 lbs.). Die Anzahl der Phosphorbomben der einzelnen Angriff ist verschieden. Bei dem ersten Angriff soll wesentlich mehr geworfen sein, wie bei den späteren. Nicht berührt von den Angriffen sind bisher die nördlichen Vororte Bergedorf, Harburg, und der größte Teil von Wilhelmsburg.
Der erste Angriff galt in erster Linie dem Gebiet von Eimsbüttel bis Altona. Der Sonntags-Tagesangriff dem Hafen und der zweite Nachtangriff dem Gebiet Wandsbek, Eilbek, Hamm, und der vierte Nachtangriff (durch Gewitter nicht zur vollen Auswirkung gekommen) dem Gebiet Eilbek, Uhlenhorst. Bis jetzt rund 20.000 Tote geborgen. Man schätzt als Höchstzahl 50.000 Tote, Schätzung B.d.O. 30.000, wahrscheinlich aber weniger.
Der Werkluftschutz hat bis jetzt an Einsatzkräften 20 Tote (auffallend wenig!). In manchen Straßenzügen lagern hunderte von Toten völlig unversehrt, zum Teil mit aufgerissener Kleidung. Man vermutet Sauerstoffmangel und durch die große Hitze völliges Austrocknen der Kleidung und daher leicht Zündmöglichkeit. Die Betriebe an den Brandgebieten sind zum größten Teil restlos erhalten; die Brände konnten gelöscht werden, haben aber bis jetzt keine Gefolgschaft. Bei rund 100 Betrieben Totalverlust, vor allen Dingen kleine und mittlere Betriebe in der Altstadt. Wo kein Flächenbrand war, hat der Werkluftschutz sehr gut gelöscht. Von den Werften hat die Werft Stülcken am meisten bekommen. Es liegen bisher alle Werften still, weil sie kein Strom und Gas haben. Durchschnittlich 10-15% von der Gefolgschaft da. Zum Beispiel waren bei Fa. Blohm & Voss von 14.000 Mann in den ersten Tagen nur 800 Mann da, gestern (10.08.1943) 3.000 Mann.
Ausländer haben sich zum größten Teil schlecht benommen. Sie sahen bereits den kommenden Sieg. Ein Werk wurde von Ausländern besetzt und musste durch Marine-Soldaten mit Gewalt erobert werden. Andererseits aber auch Ausnahmen; zum Beispiel rettete eine Französin allein die Akten einer fremden Firma. In einem anderen Fall hielten Ostarbeiter den ganzen Betrieb. Vereinzelt vorgekommene Versager; zum Beispiel ein Werkluftschutzleiter geflohen und bis heute nicht wieder aufgetaucht, desgleichen einige Betriebsführer. Der Abtransport der Ausländer ins Ausland Norwegen, Schweden, Dänemark hat die Verbreitung ungünstiger Nachrichten verstärkt. Die Industrie bleibt in Hamburg. Die Zivilbevölkerung, soweit sie nicht tätig ist, soll aus Hamburg entfernt werden, um Wohnraum für die arbeitende Bevölkerung zu schaffen. Man rechnet augenblicklich mit 500.000 Obdachlosen. Es wird vorläufig vom Bereich mit 80% Verlusten an Wohnhäusern gerechnet, B.d.O. gibt 66% an.
Die Brandwachen waren im allgemeinen gegen Phosphor-Brandbomben machtlos. Diese Brände nur durch Hydrantentrupps, bzw. Löschfahrzeuge bekämpft. Sparsame Aufstellung von Brandwachen und Zusammenstellung der dadurch gesparten Kräfte zu Feuerlöscheinheiten. Vorläufig allerdings ohne Anweisung von oben. Bunkerbau für die Betriebe erscheint dringend Nötig, da in den Betrieben der Altstadt ganze Gefolgschaften in die benachbarten Bunker gegangen sind. Sämtliche Luftschutzräume und Splitterschutzstände haben sich bewährt. Man glaubt in erster Linie, dass die Brandwachen Angst von dem Alleinsein haben und daher ihren Bereich verließen. Es sind 2-3 Hochbunker wegen Brand in der Nachbarschaft geräumt worden. Bei den vernichteten Industrien sind durchschnittlich 90% der Gebäude verbrannt, 90% der Keller aber intakt. In einem großen Schutzraum mussten 3 Mann Feuerschutzpolizei eine Panik verhindern, in dem sie zwei randalierende Männer niederschlugen und einer hysterisch schreienden Frau die Kehle zuhielten. Durch diese energischen Maßnahme konnte die Panik von etwa 1.000 Personen verhindert werden. Alle anderen wurden restlos ruhig in einen anderen Raum geführt.
Der Angriff wurde meist mit Minen- und Sprengbomben begonnen, nach ca. fünf Minuten kam die Brandmunition, dann weiter abwechselnd. Zum Teil wurden die Angriffe so niedrig geflogen, dass Bordwaffenbeschuss erfolgte, aber verhältnismäßig selten. Sämtliche Angriffe sind von Norden nach Süden geflogen worden. Als Höchstzahlen sind gemeldet worden, 2 Stabbrandbomben auf 1 qm bei einer Fläche, die insgesamt 300 Stück hatte. Man rechnet pro Haus in den hauptbetroffenen Gebieten 3-5 Stabbrandbomben. Auf Tarnung legt das Luftgau-Kommando keinen Wert, da außerdem auch kein Material zur Verfügung steht und der Erfolg fraglich erscheint. In Einzelfällen hat sich das Imprägnieren des Holzes bei Entstehungsbrand gut bewährt, bei Flächenbränden wenig Erfolg. Häufig kam es vor, dass eine Motorspritze, nachdem sie einmal warmlief und zu einem zweiten Einsatz verwandt wurde, nicht anlief. Nach dem ersten Angriff wurden in Hamburg sämtliche Löschfahrzeuge an den Stadtrand beordert und wurden dann konzentrisch nach dem Abflauen des Angriffs eingesetzt. Auf diese Weise konnte verhindert werden, dass die Fahrzeuge durch Trümmer eingemauert wurden. Bei unabhängigen Löschwasserbehältern, zum Beispiel Feuerlöschteiche, ist zu beobachten, dass sie durch zu enge Brandgassen nicht erreichbar sein können. Werften und Betriebe in aufgelockerten Gebieten haben praktisch überwiegend Sprengbomben abbekommen. Die Brände konnten in diesen Werken fast alle durch die Einsatzkräfte gelöscht werden. Firmen in den Altstadtgebieten haben durch Flächenbrand meist alle Totalschaden. Für Melder nur zuverlässige Personen verwenden. Einem von einem Werkluftschutzleiter zum Revier gesandten Melder benutzte das Fahrrad, um aus Hamburg zu verschwinden. In Hamburg ist augenblicklich nur Notbetrieb durch Autobusse eingerichtet. Nach eigenen Beobachtungen dürfte Straßenbahn in absehbarer Zeit nicht einsatzfähig sein. Auffällig ist, dass das Fernsprechnetz im Hamburg wieder gut funktioniert und fast alle unter der alten Nummer erreichbar sind, selbst eine Menge Privatanschlüsse sind längst wieder intakt. Die Verpflegung in Hamburg ist durch Gemeinschaftsverpflegung in sehr guter Weise sichergestellt.
Schadensermittlung von Bombentrichter
Die landwirtschaftlichen Flächen, vor allem in den Umlandgemeinden von Großstädten, aber auch von Verteidigungs- und anderen militärischen Anlagen außerhalb von Städten, sind von zahlreichen Bomben aller Art getroffen worden.
Meist wurde die Bombenlast der alliierten Flugzeuge hier als Notabwürfe, in Folge von fehlerhafter Navigation, oder durch erfolgreiche Irreführung durch errichtete Scheinanlagen, abgeworfen. Obwohl die abgeworfenen Bomben auf die Ländereien kaum sichtbare Verwüstungen wie in den Städten angerichtet haben, war der Schaden dennoch sehr groß. Die folgende Übersicht zeigt den entstandenen und berechneten Schaden, herbeigeführt von 19 Sprengtrichtern und 3 Blindgängern auf landwirtschaftlichen Flächen, während eines Tages-Großangriffes der USA auf die Stadt Kiel am 13.06.1943 in der Gemeinde Laboe.
1. Kostenaufstellung für 1 Sprengtrichter
– Größe der Sprengtrichter: je 150 qbm
– 50 cbm Erde anfahren (je cbm 4.- Reichsmark) = 200.– RM
– 100 cbm Erde planieren (je cbm 1.- Reichsmark) = 100.– RM
Kosten pro Sprengtrichter = 300,– Reichsmark
2. Berechnung des Schadens für 19 Sprengtrichter und 1 Blindgänger
19 x 300.- RM = 5.700.- Reichsmark
Ernteverlust durch 1 Sprengtrichter = 650 qm
19 x 650 qm = 12.500 qm je 0,10 Reichsmark = 1.235 Reichsmark
Verursachter Schaden durch 1 Blindgänger = 50.- Reichsmark
3 x 50.- Reichsmark = 150.- Reichsmark
3. Einmalige Entschädigung für die Schwierigkeiten der Bergung, der Ernte und der Beackerung, da Bombentrichter wegen Mangel an Arbeitskräften noch nicht restlos beseitigt werden konnten;
Einmalig 150.- Reichsmark
Für Drainageinstandsetzung eine einmalige Entschädigung von einmalig 450.- Reichsmark
Der Gesamtschaden beläuft sich somit auf 7.685 Reichsmark