Eine der effektivsten Verteidigungswaffen gegen feindliche Luftangriffe waren die Jagdflugzeuge, die den direkten Kontakt im Luftkampf zum Feind suchten. Die Hauptverteidigungswaffe war jedoch die Marineflak, die bei nächtlichen Angriffen durch die zahlreichen Scheinwerferanlagen unterstützt wurde. Die Flak und Scheinwerfer wurden in acht Abteilungen unterteilt und unterstanden der 1. Marine-Flak-Brigade, mit ihrem Standort in Dreilinden bei Kiel. Alleine in Kiel und dem Kieler Umland sind bisher über 45 Flak- und über 97 Scheinwerferstandorte bekannt. Während in den ersten Kriegsjahren die Flakbatterien in Schleswig-Holstein noch mit den kleineren 8,8cm-Geschützen ausgestattet waren, rüstete die Marine, mit zunehmender Bedrohung durch die Feindmächte, auf die größeren 10,5cm – und 12,8cm Geschütze um. Durch diese Umrüstung steigerte sich die Reichweite und Wirkung der verwendeten Granaten erheblich. Ein Grund für diese Umrüstung war die Flughöhe der feindlichen Flugzeuge, denn diese wichen auf immer größere Flughöhen aus, um der Gefahr durch Flakbeschuss zu entgehen.
Die zahlreichen Scheinwerferbatterien waren zu Kriegsbeginn mit 60cm- oder 150cm-Scheinwerfern ausgestattet, die im Laufe der Kriegsjahre jedoch fast alle gegen die größeren und stärkeren 200cm-Scheinwerfer ausgetauscht wurden. Auch hier lag der Grund für den Austausch in der immer größeren Flughöhe der feindlichen Flugzeuge. Zur Eigensicherung und zur Bekämpfung gegen Tiefflieger waren die Scheinwerfer- und Flakbatterien mit einer leichten Flak vom Kaliber 2cm oder 3,7cm ausgerüstet.
Während die Scheinwerferbesatzungen bei Luftangriffen am Tage (überwiegend durch die amerikanische Streitmacht durchgeführt – die Royal Air Force flog ihre Einsätze in der Regel Abends und in der Nacht) „lediglich“ auf Tiefflieger und ihre Eigensicherung zu achten hatten, waren die Soldaten an den Flak-Geschützen Tag und Nacht in höchster Einsatzbereitschaft. Mit zunehmender Dämmerung erhöhte sich nun auch bei den Scheinwerferbatterien die Einsatzbereitschaft, denn ihre Aufgabe lag hauptsächlich darin, mit dem Suchstrahl feindliche Flugzeuge am Himmel ausfindig zu machen. Hierbei wurde ein bereits im Suchstrahl erkanntes Flugzeug mit mehreren Scheinwerfern erfasst und verfolgt und somit den Flakbatterien ermöglicht den Feind „auf Sicht“ zu bekämpfen. Es kam sogar vor, dass tieffliegende Flugzeuge durch den grellen Lichtstrahl der Scheinwerfer zum Absturz gebracht wurden. Der Nachteil des Scheinwerfereinsatz bei Nacht lag natürlich darin, dass ihr Standort verräterisch war. Tieffliegende Flugzeuge – vor allem die Jagdflugzeuge – brauchten nur dem Lichtstrahl zu folgen um den Scheinwerfer durch direkten Beschuss zu bekämpfen.
Aufbau und Ausrüstung einer Flakbatterie
Der übliche, standardmäßige Aufbau einer Flakbatterie ist auf der Zeichnung links abgebildet. In der Regel befanden sich pro Flakbatterie vier Geschütze des Kalibers 8,8cm, 10,5cm, oder 12,8cm. Einige der Batterien wurden im Verlaufe des Krieges mit einem fünften Geschütz ausgestattet, das von einer oder mehreren aufgelösten Batterien stammte. Als Zusatzbewaffnung, hauptsächlich zur Bekämpfung von Tieffliegern, standen außerdem eine oder mehrere leichte Flak-Geschütze vom Kaliber 2cm oder 3,7cm zur Verfügung. Die zur Bevorratung benötigten Munitionsbunker lagen bis zu 800m von den Geschützen entfernt, um bei einem Bombentreffer die Anlage nicht zu gefährden. Der Transport der Munition zu den Geschützen erfolgte meist zu Fuß, oder mit einem kleineren Transportwagen, der von Hand gezogen und geschoben werden musste. Für diese anstrengende Arbeit wurden oftmals russische Fremdarbeiter (Kriegsgefangene) eingesetzt, die von den Flakhelfern unterstützt wurden. Die vier Geschützbettungen wurden in einem Durchmesser von etwa 30m errichtet, in deren Mitte sich der Leitstand mit dem Entfernungsmesser befand. Die einzelnen Bettungen und der Leitstand waren durch unterirdische Gänge oder durch nach oben getarnte Laufgräben miteinander verbunden.
Die Geschütze wurden auf einer Betonbettung fest installiert und hatten einen Schwenkbereich von 360°. Um gegen Bombensplitter, Granatsplitter, abgeworfene Brandbomben oder gegen direkten Beschuss geschützt zu sein, waren die Geschütze oftmals mit einer Panzerkuppel gesichert. Innerhalb der Bettung befanden sich mehrere kleine Munitionsbunker, aus der die Besatzung die bereitgestellte Munition entnehmen konnte. Die eigentlichen Munitionsbunker befanden sich aus Sicherheitsgründen in der Regel in mehreren hundert Metern Entfernung. Im Verlaufe der Kriegsjahre kamen immer mehr Kriegsgefangene ins Reich, die sehr oft bei den Flakbatterien als Munitionsträgern eingesetzt wurden. Je länger der Krieg dauerte, um so häufiger wurden die regulären Besatzungen der Flak an die Front versetzt. Um ihre Aufgaben und Positionen an den Geschützen zu ersetzen, wurden sogar Frauen, die sogenannten „Marine – und Luftwaffenhelferinnen“ sowie Schüler ab 15 Jahren als „Flakhelfer“ eingesetzt.
Zum weiteren Aufbau einer Flakbatterie gehörten die Feuerleitanlage (Leitstand), ein Entfernungsmesser, ein Kommandogerät und eine Zünderstellmaschine zum Einstellen der Zünderlaufzeit sowie ein Funkmessgerät (Radar). In einiger Entfernung befanden sich die Wohnbaracken. Sie waren oftmals, wie auch die Messgeräte, durch unterirdische Gänge oder getarnte Laufgräben mit den Geschützen verbunden. Die gelieferten Daten von dem Entfernungsmessgerät wurden mündlich an die Bedienung des Kommandogerätes weitergegeben. Dieses Gerät berechnete die Vorhaltewerte für die Geschütze und die Laufzeit der Zünder. Die Zünderstellmaschine stellte die Laufzeitwerte für die Uhrwerke der Zünder in Sekundenschnelle automatisch ein.
Wirkungsweise der Flak
Die 8,8cm-Flak, auch „achtacht“ genannt, verschoss eine Granate mit einem Gewicht von 8,16kg. Ursprünglich war diese Flak für die Flugabwehr, also gegen Luftziele entwickelt. Im Verlaufe der Kriegsjahre wurde sie aber immer häufiger als Angriffs und Verteigungswaffe gegen feindliche Erdziele wie z.B. gepanzerte und ungepanzerte Fahrzeuge, Geschütze und Befestigungsanlagen im Frontgebiet eingesetzt und war beim Gegner durch ihre zerstörende Wirkung sehr gefürchtet. Bei den Marine-Flakabteilungen wurde sie als Verteidigungswaffe nur in den ersten Kriegsmonaten verwendet und dann durch die größeren und stärkeren 10,5cm- und 12,8cm- Geschütze ersetzt.
Wirkungsweise
Die Wirkung der eingesetzten Flak gegen Luftziele hing in erster Linie von der Bedienung und dem Kommandogerät 36 (der Feuerleitanlage) ab. Die Rechenanlage des Kommandogerätes verarbeitete die erfassten Daten, die aus der bisherigen Flugroute und Flughöhe des Flugzeuges berechnet wurden. Sie lieferte dann entsprechende Daten in Form von Höhen- und Seitenrichtzahlen. Hierdurch errechnete sich die Flugzeit der Granaten und die damit zusammenhängende Zündereinstellung. Für diese Einstellungen gab es die Zünderstellmaschine, in der die Granaten mit dem Zünder kopfüber hineingestellt und der Uhrwerkzünder automatisch eingestellt wurde. Aus der Zündereinstellung ergab sich der Zeitpunkt und somit auch die Flughöhe, in dem die abgeschossene Granate zur Explosion gebracht wurde. Bei der Detonation wurde die Granate in ca. 1500 Splitter zerlegt, die sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 6000m pro Sekunde in alle Richtungen verteilen. Ein Flugzeug, das sich in geringer Entfernung vom Detonationspunkt befand, wurde hierdurch so stark beschädigt, dass es meist zum Absturz kam. Nicht selten erhielten die Feindmaschine so heftige Treffer, dass komplette Tragflächen abgerissen wurden oder riesige Löcher im Rumpf des Flugzeuges entstanden. Selbst bei einer Entfernung von 180m konnte ein Flugzeug noch schwer beschädigt werden. Der extrem hohe Luftdruck, der bei der Detonation der Granate entstand, konnte ebenfalls schwerwiegende Folgen für das Flugzeug und für die Besatzung haben.
Die Flakbatterien bestanden in der Regel aus jeweils vier Geschützen, die elektrisch so gesteuert und gezündet wurden, das sie die Granaten synchron abfeuerten und diese so in der Luft platzierten, dass die vier Granaten in einem Umkreis von ca. 55m vom Zielpunkt gleichzeitig explodierten.
Um ein in 4000m Höhe befindliches Flugzeug zu bekämpfen, benötigten die abgefeuerten Granaten etwa 6 Sekunden. In dieser Zeit legte das Flugzeug etwa 480m zurück. Die Kanoniere mussten also Vorhalten. Die entsprechenden Daten lieferte dazu das Kommandogerät. Von der Zielerfassung bis zur Detonation der Granaten vergingen, dank der Technik und dem Zusammenspiel der Flak-Besatzung, etwa 21 Sekunden. 10 Sekunden für die Zielerfassung durch das Kommandogerät, 5 Sekunden für die Zündereinstellung und Laden der Geschütze, sowie 6 Sekunden für das Zurücklegen der abgefeuerten Granaten bis zum Zielpunkt. Eine gut eingespielte Mannschaft erreichte eine Schussfolge von 5 Sekunden. Allerdings war dieser Ablauf so kräftezehrend, das man es nicht länger als zwei Minuten durchhielt. Auch die Geschützrohre hatten dabei zu leiden und begannen bei schneller Schussfolge zu glühen. In der Regel wurde die Rohre dann mit Wasser aus dem zur Batterie gehörenden Feuerlöschteich und einem Feuerwehrschlauch (diese wurden oftmals von der Feuerwehr requiriert) gekühlt. Stand dies nicht zur Verfügung, würde einfach auf die Rohre uriniert.
Für die Flugzeugbesatzungen war der Flug über dem Feindgebiet oftmals ein Spießrutenlauf mit tödlichen Folgen. Vor allem kurz vor dem Abwurf der Bomben mussten die Flugzeuge minutenlang exakt ihren Kurs und die Flughöhe beibehalten. Unter dem heftigen Flakfeuer bedeutete dies wie in eine Wand aus Stahl (durch die explodierenden Granaten) zu fliegen. Da die Flugzeuge überwiegend aus Aluminium bestanden und in dichten Pulks von bis zu eintausend Maschinen zusammengefasst flogen, war die Wahrscheinlichkeit getroffen zu werden extrem hoch. Die Granatsplitter (siehe Foto, Granatsplitter in Originalgröße abgebildet) schlugen in die Flugzeuge ein wie in Butter. Eine Panzerung gab es an den Flugzeugen in der Regel nicht. Die Fensterscheiben bestanden aus bis zu mehreren Zentimeter starken Plexiglas. Bei einem Treffer zersplitterten diese Kunststoffscheiben nicht so sehr wie normales Glas. Die Verglasung der Pilotenkanzel war besonders stark und somit gegen Splitterwirkung relativ sicher. Eine explodierende Granate in unmittelbarer Nähe der Scheiben oder ein direkter Treffer von Bordmunition, konnten sie aber nicht standhalten. Die Pilotensitze hatten meist nur an der Rückenlehne eine Stahlplatte um von der Rückseite einigermaßen geschützt zu sein.
Aufbau und Ausrüstung einer Scheinwerferbatterie
Für den Dämmerungs- und Nachteinsatz wurden neben den kleinen 60cm- Scheinwerfern in der Regel die größeren, lichtstärkeren 150cm- und 200cm- Scheinwerfer eingesetzt. Die Scheinwerfer hatten die Aufgabe die erfassten Ziele noch in einer Höhe von bis zu 12000m im Scheinwerferstrahl zu halten. Für den enorm hohen Stromverbrauch der Scheinwerfer standen den Batterien extra ein mit Benzin- oder Diesel betriebenes Stromaggregat zur Verfügung und wurde meist im Bereich der Knicks oder Bäume getarnt aufgestellt und betrieben. Die anderen Stromverbraucher der Batterie, z.B. für die Beleuchtung der Unterkünfte, wurden am öffentlichen Stromnetz angeschlossen. Eine Batterien waren aber auch komplett am öffentlichen Stromnetz angeschlossen. So kam es vor, dass beim Einsatz der Scheinwerfer in den nahe gelegenen Ortschaften das Licht ausging. Ebenfalls zur Ausrüstung einer Scheinwerferbatterie gehörte neben einem Flakfernrohr auch ein Ringrichter-Richtungshörer und eine leichte Flak (meist 2cm), zur Bekämpfung von Tieffliegern. Der Scheinwerfer war elektrisch mit dem Ringrichter-Richtungshörer verbunden und erhielt von diesem die Daten in Form von Höhenwerten und ungefährer Entfernung zum erfassten Ziel.