Bordesholm

 

Flugzeugtyp:
Avro Lancaster I
Absturzdatum:
04.04.1943
Absturzzeit:
23.20 Uhr
Absturzursache:
Abschuss durch Flak
Werknummer:
W4310
Rufzeichen:
UV-C ("G for George")
Besatzung:
7 Mann (7KIA)
MACR:
-
Einheit:
460. Squadron
Startflugplatz:
Breighton
Startzeit:
20.52 Uhr
Herkunftsland:
GB
Sonntag, der 04.04.1943

Zwischen 22.00 Uhr und 23.30 Uhr erfolgt in 5000m Höhe und mit einer Geschwindigkeit von etwa 400 km/h der fortlaufende Einflug von 125 feindlichen Flugzeugen über die nordfriesischen Inseln nach Schleswig-Holstein.

Um 22.31 Uhr wird für Kiel "Flakalarm" ausgelöst, um 22.32 Uhr erfolgt "Fliegeralarm". Die ersten 20 Maschinen die Schleswig-Holstein erreichen, gehen über die Kieler Bucht und den Raum Fehmarn bis in die Lübecker Bucht, vermutlich zum beabsichtigten Durchflug nach Berlin. Aufgrund tiefhängender Wolken und völliger Bedeckung (Wolkenhöhe zwischen 300-800m) drehen diese Maschinen dann aber über den Raum Neumünster - Hamburg zum Abflug nach Westen. Die übrigen Maschinen (etwa 100) gehen, veranlasst durch einige um 23.00 Uhr nördlich und östlich von Kiel abgeworfenen Signalleuchtbomben (so genannte "Tannenbäume"), zum Angriff auf Kiel. Um 23.04 Uhr und 23.07 Uhr werden weitere "Tannenbäume" von englischen "Pfadfinder-Maschinen" (voraus fliegende Flugzeuge, die das Zielgebiet durch Abwurf von Signalleuchtbomben markierten), am nördlichen und östlichen Stadtrand von Kiel abgeworfen. Wenig später erfolgt der Anflug der Feindmaschinen aus Nordwest, Nord, Südost und Südwest und damit der Abwurf zahlreicher Spreng- und Brandbomben am Stadtrand und in der Umgebung Kiels, hauptsächlich aber im Raume des Selenter Sees. Der Bombenangriff fordert in Kiel 26 Menschenleben. Vereinzelnd fallen Spreng- und Brandbomben auch zwischen Lübeck und Travemünde.

Über Fehmarn werden Flugblätter abgeworfen. Bis um 23.48 Uhr werden im Raum Kiel zahlreiche rote, weiße und grüne Leuchtbomben abgeworfen, die in unzählige kleine Sterne zerfallen. Um 23.05 Uhr setzen die Abflüge aus dem Kieler Raum ein, die um 00.10 Uhr beendet sind. Die Abflüge über die schleswig-holsteinische Westküste zwischen Sylt und Cuxhaven erfolgen zwischen 23.25 Uhr und 00.20 Uhr. Um 00.18 Uhr wird für Kiel der Fliegeralarm und um 00.29 Uhr der Flakalarm aufgehoben. Die Kieler Flakzone (der Bereich, in dem die Kieler Flak das Feuer auf feindliche Maschinen eröffnet) wird von 47 Flugzeugen, die Bombenabwurfzone jedoch nur von 18 Flugzeugen überflogen. Am folgenden Tag (Montag der 05.04.1943) explodiert in der Peter-Hansen-Straße noch eine Sprengbombe mit Zeitzünder. Das beschädigte Gebäude war zu diesem Zeitpunkt glücklicherweise bereits geräumt, so dass nur Sachschaden entstand.
Bemerkenswert ist, dass vom Flugplatz Jagel nur eine Maschine (Dornier Do-217 um 23.10 Uhr) gestartet ist.

gooding+Die Lancaster W4310 (mit 11x 500kg Spreng- und Brandbomben an Bord) gehörte zu den Maschinen, die am Bombenangriff auf Kiel beteiligt waren und deren Abflug nach Westen um 23.05 Uhr begann. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit fiel die Besatzung dieser Lancaster dem Kieler Flakfeuer zum Opfer und explodierte in sehr geringer Höhe. Auf dem Bordesholmer Friedhof und dessen näheren Umfeld fielen nicht nur die Wrackteile des Flugzeuges vom Himmel, auch vier Besatzungsmitglieder wurden durch die Explosion aus dem Flugzeug geschleudert. Ein Besatzungsmitglied fiel durch das Dach des damaligen Marine-Lazarettes (heute das Bürgerhaus), seine Leiche wurde dort auf einem Tisch liegend aufgefunden. Ein zweites Besatzungsmitglied fiel durch das Dach eines Wohnhauses in der Eckmannstraße und landete dort in der Küche. Ein drittes Besatzungsmitglied wurde tot im Graben Ecke Wildhofstraße/Lindenplatz, ein viertes Besatzungsmitglied auf dem Friedhof aufgefunden.

Das Foto zeigt den damals 22 Jahre alten Australier Flight Sergeant Ronald Gooding (Bordfunker und MG-Schütze). Über den Fundort seiner Leiche ist nichts bekannt. (Foto: Peter Dunn, Australien)

One thought on “Bordesholm

  1. Ich bin erschüttert. Ich habe diesen Bericht heute zum ersten Mal gefunden, ohne direkt danach zu suchen. Ich hatte als Suchbegriff nur „Wildhofstraße/Eckmannstraße“ eingegeben und finde heute genau 72 Jahre nach dem Absturz diese Geschichte. Besonders berührt mich, dass wir zwei Häuser neben der Fundstelle des einen Soldaten seit fast 45 Jahren wohnen. Man hat uns schon einmal erzählt, dass die Seelen von vier gefallene Soldaten in unserem Hause wären und es aus diesem Grunde zu besonderen Schwingungen käme.

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